: Schöne Schlieren und knisternde Klänge
Im S.K.A.M. treffen heute der koreanische Electro-DJ Byungjun, eine Opernsängerin und ein Cellist aufeinander, dazu gibt es Overheadprojektionen
Ein illustres Quintett von Künstlern aus Hamburg, den Niederlanden und Korea tritt heute Abend in St. Pauli auf. Im dortigen Kunstraum S.K.A.M. wird es Sounds aus dem Notebook und vom Violoncello zu hören geben, live gesampelte Stimmakrobatik und Loops vom Plattenspieler, und für die Augen amorphe Projektionen aus Videokunst und handgemacht vom Overheadprojektor.
Das alles nicht als Teil einer ausgeklügelten Multimedia-Partitur, sondern tatsächlich als Zusammentreffen zeitgenössischer Kunstformen oder ganz persönlich: KünstlerInnen. Die ausgebildete Opernsängerin Ge-Suk Yeo hat vier Freunde eingeladen zu einem Forum Klang-Raum-Bewegung. Zwei Tage lang will man sich gegenseitig die eigene Arbeit vorstellen, miteinander improvisieren, neue Kombinationen ausprobieren. Zum Abschlusskonzert ist heute Abend dann auch das Publikum eingeladen.
Letztlich bringen die Beteiligten ganz unterschiedliche Praktiken mit. Der junge koreanische Electro-DJ Byungjun zum Beispiel kommt aus der Seouler Underground-Szene. Mittlerweile legt er seine knisternden Klangflächen in internationalen Kunstkontexten, für Soundtracks und Tanztheater. Dabei liebt er die Überraschung, etwa wenn er für traditionelle koreanische Instrumente schreibt oder mit Ge-Suk Yeo als „opera e“ in Vilnius und Berlin Bel Canto-Paraphrasen und ambiente Electronic-Sounds mischt. Seit 2005 arbeitet Byungjun in Den Haag – es besteht also Hoffnung, dass er öfter an die Elbe kommt.
In Hamburg ist die Lichtkünstlerin Katrin Bethge zu Hause. In der Hansestadt beamte sie großformatige Videobilder auf Speicher in der Hafencity, und hier findet sie auch das Material für ihre Arbeit mit dem Overheadprojektor, die sich eher für geschlossene Räume eignet. „Inzwischen habe ich schon einen richtigen Röntgenblick bekommen, was sich auf dem Projektor gut macht, welches Material amorph und transparent genug ist“, sagt Katrin Bethge. „Natriumglutamat, ein Geschmacksverstärker, bildet in Wasser aufgelöst zum Beispiel wunderschöne Schlieren.“
Den elektronischen Klängen – neben DJ Byungjun wird auch der Hamburger Gregory Büttner Musik aus einem Laptop knispeln – setzt der Cellist Wittwulf Y Malik sein Jahrhunderte altes Instrument entgegen. Das kommt vom sonoren Wohlklang bis zum fein nuancierten Sägezahn-Crescendo ohne weitere Hilfsmittel aus. Tobias Richtsteig
S.K.A.M., Beim Trichter 1, heute, 21 Uhr