Rechte Volksfront unter Druck
: kommentar von astrid geisler

Die Weihnachtspost des NPD-Chefs an seine „lieben Kameradinnen und Kameraden“ ist dieses Jahr ausnahmsweise die Lektüre wert – denn sie lässt ahnen, mit welcher Wucht die drei sächsischen Abgänge die Partei treffen. Was Udo Voigt als Erklärung zur „Lage in Sachsen“ verbreitet, ist nichts anderes als eine ganzseitige Durchhalteparole: zusammenstehen „in diesen Stunden des Angriffes“, bloß jetzt nicht das bekannte „Jeder gegen jeden“ starten.

So schreibt einer, der vor der eigenen Mannschaft zittert. Und dafür hat der NPD-Chef zurzeit gute Gründe. Die Aktion der Aussteiger trifft die Partei in einer heiklen Phase. Im März werden drei Landtage gewählt. Die NPD muss dringend genug Stimmen für eine erkleckliche Wahlkampfkostenerstattung gewinnen, sonst droht neuer Stunk. Denn das Geld ist längst den Kameraden in Mecklenburg-Vorpommern versprochen, die 2006 Großes vorhaben: Sie wollen in den Schweriner Landtag einziehen. Angesichts von 3,5 Prozent bei der Bundestagswahl kein unrealistisches Ziel. Bislang.

Nun aber drohen der NPD neue Richtungskämpfe. Seit dem Wahlerfolg in Sachsen im Herbst 2004 hatte Voigt die Debatte unter Kontrolle – allein weil die Wahlergebnisse für seinen „Volksfront“-Kurs sprachen. Doch seither haben sich biedere DVUler und militante Neonazis weder lieb gewonnen noch angenähert.

Man darf lachen, wenn sich die NPD-Spitze nun gegen „Hitlerismus“-Vorwürfe verwahrt. Hat doch der Parteichef persönlich Hitler als „großen deutschen Staatsmann“ gepriesen. Das Beispiel zeigt, wie schwierig der Spagat ist, in den sich die NPD-Spitze mit ihrer „Volksfront“ selbst zwingt. Reihenweise sind zuletzt militante Neonaziführer der Partei beigetreten. Sie stehen für allerhand, aber nicht für die verschämte, softe Linie. Voigt muss nicht nur eine Meuterei der alten NPD-Garde verhindern – sondern obendrein DVU-Spießer und Nazis bei Laune halten.

Stress bei den Rechtsextremen, das klingt nach Grund zur Freude. Doch leider können diese sich weiter auf einen entscheidenden Faktor verlassen: dass mit dem sozialen Frust, mit den Abstiegsängsten in diesem Land auch der Hass auf alles Fremde wächst. Und das heißt: ihr Wählerpotenzial.