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Archiv-Artikel

Nicht nur keine Mode – aber auch

MODETAGUNG Wie aus der Abweichung eine Norm wird, untersucht die Hochschule für Künste auf der Tagung „Out of order“. Eine Ausstellung wirft dazu weitere Fragen auf

VON ANDREAS SCHNELL

Es mühen sich nicht nur Trendforscher und Modemacher damit ab: So richtig berechenbar ist die Mode – im weiteren wie im engeren Sinne – nicht. Was zunächst unangenehm auffällt, weil es dem Gewohnten widerspricht, ist kurze Zeit später vielleicht der letzte Schrei – und bald will jeder anziehen, was als Abweichung zuvor gestört. Und dann geht es wieder von vorne los …

Die Störung wird so zum Motor für Weiterentwicklung, für Fortschritt. Was da stört und für Innovationen sorgt, kommt indes stets unberechenbar und unerwartet. Auf diesem Gedanken basiert die Modetagung „Out of order – Störung als Prinzip“, die gestern eröffnet wurde und heute und morgen mit Vorträgen von 15 internationalen Referenten und Referentinnen unterschiedlicher Disziplinen und einem Konzert von Terre Thaemlitz ihr Thema erforscht.

Initiiert hat diese Tagung die Hochschule für Künste, der interdisziplinäre Ansatz ist Teil des Konzepts. So zeigt die Ausstellung im Wilhelm-Wagenfeld-Haus nicht nur keine Mode. Die beiden Künstler verweigern sich überhaupt einer ästhetischen und inhaltlichen Eindeutigkeit. „Wenn etwas zu klar ist, berührt es den Betrachter nicht“, sagt Andreas Emenius, der mit seinem Partner Henrik Vibskov eigens eine Installation für das Wagenfeld-Haus geschaffen hat, die mit der Geschichte des Hauses als Gefängnis spielt. Hierbei spielen Ballons eine zentrale Rolle, deren Funktion offen bleibt: „Sind sie gerade gelandet oder fliegen sie gleich davon? Haben sie eine Funktion oder sind sie Fantasie? Der Betrachter soll sich selbst dazu seine Gedanken machen“, erklärt Emenius.

In einem anderen Teil der Ausstellung nähern sich die beiden dann doch der Mode an – zumindest scheint es so: Das „Fringes Project“ hat seinen Namen von den Fransen, die in den Arbeiten eine zentrale Rolle spielen. Fringe bedeutet aber auch Saum oder Rand.

■ Tagung: heute ab 9 Uhr, Sonntag 10.30 - 15 Uhr, Hochschule für Künste, Am Speicher XI, Ausstellung bis 6. 3., Wilhelm-Wagenfeld-Haus, www.outoforder2010.com