ES REICHT NICHT, SICH ÜBER DIE PREISE DER STROMKONZERNE AUFZUREGEN : Sparen statt lamentieren
Aufregung allenthalben – denn der Strompreis steigt und der Gaspreis ebenso. In regelmäßigen Abständen bekommt der Kunde vorgerechnet, was ihn die nächste Preisrunde kostet. Längst ist es daher vorbei mit der Contenance der Verbraucher. Sie gehen auf die Barrikaden – und klagen sogar vor Gericht.
Doch Achtung. Hier verschmelzen zwei Sichtweisen der Debatte, die es unbedingt zu trennen gilt. Erstens: die politische Komponente. Es kann nicht angehen, dass Energieunternehmen wettbewerbswidrig Zusatzrenditen erzielen. Wer das macht, gehört abgestraft. Wer sich dagegen auflehnt, verdient Unterstützung. Auf dass der Energiemarkt sich wieder ein Stückchen weiter zum wirklichen Markt entwickeln kann.
Zweitens: die persönliche Betroffenheit der Kunden. Wer allein deswegen gegen die Energieversorger kämpft, weil ihn die gestiegene Jahresrechnung ärgert, sollte besser innehalten. Zeit und Kraft sind besser investiert, wenn man stattdessen seinen Verbrauch zu senken versucht.
Beispiel Gas: Beim Durchschnittshaushalt wird typischerweise von 33.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ausgegangen. Wer aber tatsächlich so viel Energie verbraucht, hat in Wahrheit ein ganz anderes Problem als den Preis seines Gases. Er sollte lieber einmal seine Verbrauchsgewohnheiten hinterfragen und die energetische Qualität seines Heimes untersuchen. Denn viele Haushalte im Land kommen locker mit der Hälfte und weniger aus.
Die gleiche Nachlässigkeit unter Verbrauchern herrscht beim Strom. Auch dort kostet es in der Regel weniger Mühe, den Stromverbrauch um zehn Prozent zu senken, als bei seinem Versorger einen entsprechenden Preisnachlass zu erstreiten. Ineffiziente Geräte vom alten Kühlschrank bis zum Durchlauferhitzer, von der Stand-by-Vielfalt bis zum 300-Watt-Deckenfluter treiben allenthalben den Verbrauch in die Höhe. Wer hier spart, kann ganz schnell ein paar Prozent Aufschlag auf die Stromrechnung wieder reinholen.
BERNWARD JANZING