Berlin wird bunter
INTEGRATION Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund in Polizei, Landesbetrieben und Verwaltungen ist gestiegen – Defizite gibt es in Schulen
Fast jeder fünfte Azubi im öffentlichen Dienst in Berlin hat Migrationshintergrund. Wie aus den am Dienstag vorgestellten Zahlen des Beruflichen Qualifizierungsnetzwerks für Migrantinnen und Migranten hervorgeht, erhöhte sich ihr Anteil im öffentlichen Dienst und Betrieben mit Landesbeteiligung 2012 auf 18,1 Prozent. „Jeder vierte Berliner hat bereits migrantische Wurzeln“, sagte Berlins Integrationsbeauftragte Monika Lüke. Die neuen Zahlen entsprächen damit nahezu der Berliner Realität.
Insgesamt wurden in Verwaltung und Landesbetrieben im vergangenem Jahr 2.027 neue Azubis eingestellt. Davon hatten 367 einen Migrationshintergrund. Die vermehrte Einstellung von Migranten in Verwaltung und Betrieben sei nicht nur politischer Wille, sondern demografische Notwendigkeit, betonte Lüke. Beispiele wie bei den Bezirksämtern zeigten: „Wo ein politischer Wille ist, klappt das auch.“ Langfristig werde bei den Beschäftigten ein Migrantenanteil von 25 Prozent angestrebt.
Viele Frauen
Der Anstieg allein im öffentlichen Dienst von 17,5 auf 19,3 Prozent ist nach ihren Angaben insbesondere auf einen Anstieg bei der Polizei und dem starken Zulegen in einzelnen Bezirksämtern zurückzuführen. Auffällig sei auch der gestiegene Frauenanteil bei den Migranten, sagte Lüke. In der Verwaltung waren knapp 43 Prozent der Neu-Azubis Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund.
Defizite gibt es laut Lüke noch bei der Justiz. Bei den Gerichtsangestellten seien Migranten noch deutlich unterrepräsentiert. Zudem haben nicht alle Bezirke ihre Quote gesteigert. In Mitte beispielsweise wurden 2012 weniger Azubis mit Migrationshintergrund eingestellt als im Vorjahr.
Lücken gibt es auch in der Bildungsverwaltung. „Die Lehrerzimmer sind noch weitgehend homogen“, heißt es dazu. Konkrete Zahlen gibt es den Angaben zufolge nicht, allerdings wird der Anteil der Lehrer mit Migrationshintergrund bundesweit auf rund 1 Prozent geschätzt. Auch in der Berliner Feuerwehr seien Migranten mit etwa 4 Prozent stark unterrepräsentiert.
Der Berliner Senat wirbt bereits seit 2006 mit der Kampagne „Berlin braucht Dich!“ für mehr Migranten in Behörden und Landesbetrieben. Unter Federführung des Beruflichen Qualifizierungsnetzwerks ist zudem 2009 ein Konsortium gebildet worden, in dem Schulen mit den Behörden und Landesbetrieben wie den Wohnungsbaugesellschaften zusammengeführt werden. (epd)