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Landrat erschossen

MORD-ERMITTLUNGEN

Niedersachsens kommende Woche wird durch die Trauer um Landrat Rüdiger Butte geprägt sein. Der SPD-Politiker ist am Freitagmittag in seinem Büro in Hameln erschossen worden. Ein 74-Jähriger hatte sich am Vormittag in der Verwaltung des Landkreises Hameln-Pyrmont beim Vorzimmer des Landrats angemeldet und gewartet, bis er aufgerufen wurde. Im Büro erschoss er Butte, der von 2001 bis 2005 Leiter des niedersächsischen Landeskriminalamtes (LKA) gewesen war, mit einem großkalibrigen Revolver. Dann tötete er sich selbst.

Der Todesschütze lag offenbar seit Jahren im Clinch mit den Behörden, von „verwaltungsrechtlichen Auseinandersetzungen“ spricht Göttingens Polizeipräsident Robert Kruse: So war ihm die Erlaubnis, eine Waffe zu tragen, bereits 1988 entzogen worden. Im Jahr 2009 wurde er verurteilt, weil er sich daran nicht gehalten hatte. Die näheren Mordmotive sind noch zu klären. So hatte der Kreistag vergangenes Jahr auf Antrag der SPD-Fraktion debattiert, ob Waffenbesitzer nicht durch Einführung einer Steuer zusätzlich zu belasten seien. Dabei hatte sich der Landrat indes klar gegen das Vorhaben seiner Parteifreunde positioniert.

Als LKA-Chef hatte Butte die Ermittlungs-Schwerpunkte „Organisierte Kriminalität“ sowie „Rechtsextremismus“ gestärkt. Bei der Polizei war er außerordentlich beliebt, im Innenministerium, wo er lange als Referent gearbeitet hatte, seit Uwe Schünemanns (CDU) Amtsantritt nicht mehr so recht: Kurz nachdem er 2004 vor „Panikmache“ in Bezug auf islamistischen Terror gewarnt hatte, war Butte in die Politik gewechselt.

Ein erster Trauergottesdienst fand gestern Abend im Hamelner Bonifatius-Münster statt. Butte war verheiratet und hatte zwei erwachsene Kinder und fünf Enkelkinder. Er war 62 Jahre alt.  BES

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