: Der Traum vom bezahlten Singen
BEDINGUNGSLOS Im Rahmen der Reihe „Feinkost Wandel“ widmet sich die Schwankhalle im Mai gewohnt interdisziplinär mit Theater, Lesungen und musikalischen Performances dem Thema Arbeit
Lange Zeit wurde die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) in Deutschland als linke Spinnerei abgetan, doch in den vergangenen Jahren hat die Idee an Popularität gewonnen und wurde bis in konservative Milieus hinein diskutiert. Nicht zuletzt hat sich mit dem Gründer einer Drogeriekette ein finanzkräftiger Befürworter gefunden, der sich regelmäßig in Talkrunden für die Idee stark macht. Letztlich mangelt es vielen Debatten zum Thema bislang jedoch an tauglichen Erfahrungswerten, obwohl es weltweit bereits Projekte mit diversen Modellen des BGE gibt. Unter anderem erforscht eine Gruppe aus Künstlerinnen und Künstlern die Bedingungen des BGE theatral, musikalisch und diskursiv.
Ausgangspunkt für die Kunstschaffenden ist ein europäisches Pilotprojekt, das vor fünf Jahren an verschiedenen Orten Deutschlands ein BGE von 1.000 Euro eingeführt hat. Anlässlich der bevorstehenden Jubiläumsfeier gilt es Bilanz zu ziehen – und damit die Kunst dabei nicht zu kurz kommt, haben BGE-Empfängerinnen und Empfänger unter der Leitung der Berliner Musikerin Bernadette La Hengst einen Chor des „bedingungslosen Grundeinsingens“ gegründet. Nach ersten Auftritten des Chors in den Berliner Sophiensälen ist er nun – ergänzt um Bremerinnen und Bremer – am Donnerstag und Samstag kommender Woche jeweils ab 20 Uhr in der Schwankhalle am Buntentorsteinweg zu Gast.
Bevor das bedingungslose Grundeinsingen startet, werden die Psychologin, Publizistin und Kuratorin Adrienne Goehler und der Historiker Christoph Spehr am Dienstag ab 20 Uhr die Bedingungen unserer „Postwachstumsgesellschaft“ diskutieren. Genau genommen heißt es „diskotieren“, denn Bernadette La Hengst wird auch an diesem Abend dabei sein und die Themen des Abends als Lieder verarbeiten.
Beide Veranstaltungen laufen in der Reihe „Feinkost Wandel“, die sich nach den Themen Heimat und Glaube nun dem Thema Arbeit widmet. Unter dem Titel „Weiter Machen! Arbeiten! Wachsen! Verschwenden!“ sollen in verschiedenen Kunstformen die moderne Arbeitswelt durchleuchtet und Alternativen wie das BGE unter die Lupe genommen werden.
Die reine Diskussionsrunde bildet dabei eher die Ausnahme, stattdessen bietet die Reihe Lesungen und Theateraufführungen. Darunter befinden sich Wiederaufnahmen wie Michael Rettigs politisch eindringliche Inszenierung „Faust 2, Kapital und Schulden“ mit Mateng Pollkläsener und die krachige Tanztheaterrevue „Ich bin ein Antifant, Madame“ der Kölner Tanz-Company „bodytalk“.
Inwiefern die in der Reihe laufenden Veranstaltungen tatsächlich den Diskurs zum Thema Arbeit bereichern, wird sich abschließend erst Ende Mai sagen lassen. Gespannt darf man aber schon jetzt sein. JENS LALOIRE
■ Alle Termine im Internet: www.schwankhalle.de