Der Gescheiterte

OFFLINE Er trug Sandalen bei Jauch und twitterte sich durch sein Jahr als Geschäftsführer. Beim Parteitag tritt Johannes Ponader nun ab. Was sein Scheitern über die Piraten erzählt

■ Sein Amt: Im April 2012 wurde Johannes Ponader auf dem Parteitag der Piraten mit 74,44 Prozent zum Politischen Geschäftsführer und Nachfolger von Marina Weisband gewählt. Er hatte sich zuvor bei Occupy Berlin engagiert. Mitstreiter erinnern sich an ständige Alleingänge, er sei süchtig nach Aufmerksamkeit.

■ Seine Ausbildung: Ponader ist in Bayern aufgewachsen, sein Abitur bestand er mit 1,0. Er studierte in Regensburg und München, machte aber keinen Abschluss. Anschließend arbeitete er als Schauspieler und Regisseur.

VON EMILIA SMECHOWSKI

Er ist noch nicht weg, aber er steht schon am Rand. Die Jacke hat Johannes Ponader nicht abgelegt. Er sagt ein paar Worte ins Mikro: „Ich bin sehr stolz, dass dieses Projekt zustande gekommen ist.“ Nur wenige Journalisten sind da. Die Piraten stellen in einem Café in Berlin-Mitte ihre Themenbeauftragten für den Bundestagswahlkampf vor. Datenschutz, Urheberrecht, Inklusion.

Und Außenpolitik? Wirtschaft?

Auf den Feldern hätte es keinen Konsens gegeben, sagt Ponader. Dann gibt er das Mikro ab. Noch fünf Monate bis zur Bundestagswahl. Und wieder hat die Piratenpartei die großen Themen nicht besetzt.

Es ist Anfang April. Noch ist Johannes Ponader, 36 Jahre alt, ihr Geschäftsführer. Noch wenige Wochen.

Am kommenden Freitag, auf dem Bundesparteitag der Piraten in Neumarkt, wird sein letzter Arbeitstag sein. 2.000 Mitglieder werden erwartet, über 250 Anträge wird abgestimmt. Einer wird abtreten.

Piratin Johannes, @JohannesPonader. Theatermensch, Autor, Pirat. Politischer Geschäftsführer der Piratenpartei Deutschland. 10.358 Follower bei Twitter.

Als er mit überragender Mehrheit ins Amt des Politischen Geschäftsführers gewählt wurde, waren die Piraten auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. 13 Prozent der Deutschen wollten sie im Bundestag sehen. Sie zogen in das dritte Landesparlament ein. Sie wurden gefeiert und feierten sich selbst. Jung, netzaffin, kontrovers. Das war vor einem Jahr.

Ein Sonntagabend im Mai 2012. Johannes Ponader sitzt bei Günther Jauch. In Strickjacke und orangefarbenem Hemd lehnt er im Ledersessel, die nackten Füße stecken in Sandalen.

„Herr Ponader, also, Sie leben im Moment von Hartz IV …“ „Ich mache meine Aufgabe, die ich bei der Piratenpartei mache, ehrenamtlich.“ „Und leben im Moment von Hartz IV?“ „Von meinen Engagements und von Sozialleistungen, ganz genau.“ „Von Hartz IV.“

Johannes Ponader zieht seinen Mund zu einem süffisanten Lächeln, wie immer, wenn er eine Diskussion etwas ermüdend findet. Dann sagt er: „Das nennt man Arbeitslosengeld II.“

„Als ob man über ‚Los‘ geht, wie bei Monopoly“, sagt er

So fängt es an. Ein Politiker, der Hartz IV bezieht. Die Nachricht verbreitet sich, Bild nennt ihn „Sozialschmarotzer“. Ein Vorstand der Arbeitsagentur fragt, warum die Piraten Ponader nichts bezahlen.

Und Ponader? Kontert nicht reflexartig in Bild, lästert nicht kurz ab auf Twitter. Er schreibt einen klugen Artikel in der FAZ. Über den Wahnsinn des Hartz-IV-Systems, über Prüfer, die seine Zahnbürsten zählen, über zu harte Sanktionen. Er legt einen Finger in die Wunde dieses Sozialsystems. Warum darf jemand, der sich ehrenamtlich in einer Partei engagiert, nicht Hartz IV beziehen? „Ich verlasse das Amt, um frei zu sein. Das Arbeitsamt. Nicht mein Amt als politischer Geschäftsführer“, schreibt er.

Es ist die Chance für ihn und die Piraten, endlich ein großes Thema zu besetzen. Sie brauchen das, sie müssen jetzt zeigen, dass die Wähler ihnen nicht nur bei Netzthemen vertrauen können.

Die Piratenpartei will ein bedingungsloses Grundeinkommen. Für jeden, ohne Voraussetzungen, ohne Sanktionen. Wenn es nach Ponader ginge: 1.000 Euro. „Als würde man immer zum Monatsersten über ‚Los‘ gehen, wie bei Monopoly“, sagt er.

Zu diesem Zeitpunkt, im Sommer 2012, hat Johannes Ponader ein Amt inne, und er hat ein zentrales Thema. Beides wird er verlieren. Was erzählt sein Scheitern über den Abstieg der Piraten?

„Wir Piraten haben ihm nichts zu verdanken“, sagt Bernd Schlömer. Pirat, Bundesvorsitzender, er war es, der in einem Interview meinte, Ponader solle doch einfach mal arbeiten gehen.

„Johannes hat uns unglaublich geschadet“, sagt Stefan Körner. Pirat, Chef des bayrischen Landesverbandes, er war es, der Ponader in einem Interview zum Rücktritt aufforderte.

„Ich möchte mich zu Ponader nicht mehr äußern“, sagt Christopher Lauer. Pirat, Berliner Fraktionschef, er war es, der Ponader eine SMS mit der Drohung schickte, er solle endlich gehen, sonst „knallt es ganz gewaltig“.

Man müsste sich das mal bei anderen Parteien vorstellen. Jürgen Trittin über Claudia Roth. Oder Sigmar Gabriel über Frank-Walter Steinmeier.

Zum ersten Treffen mit der taz im Juli 2012 bringt Johannes Ponader einen „Gollum“ mit. Der „Gollum“, ein Berliner Pirat, soll ein Wächter sein. Damit „Frodo“ alias Ponader nicht dem Ring der Macht verfällt.

Für Ponader läuft zu der Zeit eine Spendenaktion einzelner Piraten, er soll nicht mehr aufs Jobcenter angewiesen sein. Die Umfragen prognostizieren gerade neun Prozent.

Der Spendenaktion hat er zugestimmt. Sein erster Fehler. Es folgt ein Shitstorm auf Twitter. Soll er doch arbeiten gehen! Was für eine Diva! Notorischer Selbstdarsteller!

Es ist für ihn keine völlig neue Erfahrung. In der Schule haben sie ihn gehänselt. Sie haben seinen Turnbeutel versteckt, ihm seine Mütze vom Kopf gezogen. Ihm, dem Lehrersohn, der immer bei den Mädchen stand. „Ich bin am nächsten Tag zu diesen Jungs hin und hab gesagt: Du hast dir gestern meine Mütze ausgeliehen. Kannst du sie mir heute bitte wiedergeben?“ Gewaltfreier Protest, er hatte das schon damals drauf, betont ruhig zu bleiben in einem Moment der höchsten Aggression.

Er kann unglaublich ernst aussehen, wenn er seine präzisen, druckbaren Sätze sagt. Seine Lippen haben die Form eines Strichs. Wie viele Lippen von Politikern, sagte Joschka Fischer einmal. Weil sie so viel schlucken müssten.

Johannes Ponader, bayerisches Abitur mit 1,0, Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes, am Ende aber ohne Abschluss, lebt heute im Berliner Wedding, dem alten Arbeiterviertel.

Er trifft seine Entscheidungen fast immer allein. Ausgerechnet in einer Partei, die sich vorgenommen hat, auch über den kleinsten Antrag basisdemokratisch abzustimmen. „Ich bin doch aber gut vernetzt in der Basis“, sagt er. „Ich weiß, was die anderen Mitglieder wollen.“ Das Königsargument.

Doch wer kann schon genau sagen, wer oder was diese Basis ist, in einer Partei, die vor hierarchischen Strukturen flieht und deshalb mehr Flügel hat als jede andere. Im Grunde fast so viele wie Mitglieder.

Ponader lässt sich nicht beraten, wo er auftritt, mit welchem Journalisten er worüber spricht. Und wundert sich, dass ihn alle nur als den Hartz-IV-Piraten betrachten. Kaum als den Politiker mit dem Kernthema Grundeinkommen. Dass er zur Zielscheibe des Hasses wird.

Den Krieg kann jeder mitverfolgen, es ist wie Reality TV. Man ist angeekelt und fasziniert zugleich. Die Piratenpartei steht für gelebte Transparenz. Sie postet Verlobungsringe, spricht über Penisgrößen auf Twitter und zerlegt sich ebendort.

„Natürlich leide ich darunter, aber es geht nicht ohne“, sagt Ponader. Er sitzt in einer schwarzen Limousine mit dunklen Fenstern, es ist August, der Chauffeur bringt ihn zum Produktionsgelände von „Menschen bei Maischberger“ in Köln. Ponader ist nervös, die Spendenaktion hat er nach wenigen Wochen aufgegeben, er hängt am Telefon, erst ist ihm die Sitzheizung zu heiß, dann die Klimaanlage zu kalt, er lässt das Fenster öffnen.

Er hat heute ein hellblaues Hemd an, die Füße in den Sandalen stecken in Socken. Erste Zugeständnisse?

Ein Pirat mit mehr Macht als die anderen? Niemals

Bei Maischberger soll es um Steuersätze für Reiche gehen, seine Gegenspielerin in der Runde: eine schrille Millionärin in pinkfarbenem Kostüm.

Doch Ponader tut: nichts. Er schweigt eine Stunde lang. Er entzieht sich den Erwartungen. Wie es die Piraten öfter tun. Keine vorformulierten Statements, kein gespielter Konflikt.

Plötzlich spricht ihn Sandra Maischberger direkt an: „Man könnte doch sagen, Sie könnten einfach mal arbeiten gehen. Verstehen Sie die Kritik gegen Sie?“ Ponader verhaspelt sich, stottert. Nach der Sendung, beim Kölsch, wird Maischberger ihn zur Seite nehmen. Er müsse noch viel lernen, schneller reagieren und vor allem private Anliegen von politischen trennen. „Sonst, ganz ehrlich: wird das nichts.“

Die Debatte um seine Person wird er schwer los. Deshalb laden sie ihn in Talkshows ein, nicht, um über das Grundeinkommen zu sprechen. Dabei könnte die Partei, die sich politisch nirgends richtig verorten will, ein klareres Profil gut gebrauchen.

Und warum auch nicht im linken Spektrum? Schließlich ist die Linkspartei, was das Alter ihrer Mitglieder betrifft, die älteste Deutschlands. Warum sollten die Piraten sie nicht eines Tages ersetzen können? Wenn sie wollen.

Johannes Ponader sitzt auf seinem Bett in dem Kölner Hotel, umgeben von iPhone, iPad und MacBook, der Fernseher läuft, und er verfolgt die Kommentare zur Maischberger-Sendung auf Twitter. „War ich wirklich so schlecht?“, fragt er in den Raum.

500 Euro hat er heute Abend verdient. Plus Reisekosten. Viel mehr als durch seine Fernsehauftritte nimmt er nicht ein. Jauch, Lanz, Maischberger, wieder Lanz, dann Stuckrad-Barre, wieder Jauch, nochmal Lanz.

„Themen statt Köpfe“, das war der Leitsatz der Piraten, über Inhalte wollten sie reden. Medien aber nehmen Themen nur mit Köpfen. Und nun kommt da dieser Kopf daher, der sich zu Polyamorie und Veganismus bekennt. Der oft eitel und besserwisserisch auftritt – wie viele andere Politiker auch.

Die Piraten aber wollten nicht werden wie andere Politiker. Sie wollten gegen das gängige politische System ankämpfen. Gegen den inszenierten Streit, wenn im Hinterzimmer schon alles feststeht. Mit Online-Tools wie Liquid Feedback, Mumble und DM proben sie den herrschaftsfreien Diskurs. Nur, niemand versteht das. Und „keine Ahnung“, ihre anfängliche Standardantwort zu Sachthemen, wirkt nicht mehr erfrischend ehrlich, sondern nur noch albern.

Vielleicht begreifen die Piraten am Beispiel Ponaders, dass sie Profis brauchen. Nur welche? Ähnlich wie zu Anfang die Grünen haben sie Angst, aus dem Politischen ein Geschäft zu machen. Sie klammern sich an ihre Ideale: Transparenz und Basisdemokratie. Der Schwarm soll herrschen.

Doch die Transparenz tyrannisiert sie, die Basisdemokratie blockiert.

Wenn alles öffentlich gemacht wird, bilden die Informationen einen Schleier. Um bei den Piraten nicht den Überblick zu verlieren, müsste man rund um die Uhr auf Twitter, Mumble, in diversen Blogs und Podcasts sein.

Und wer alles basisdemokratisch entscheidet, einigt sich am Ende nur auf Allgemeinplätze. Kein Pirat darf mehr Macht bekommen als der andere. Wer dennoch mit einer Idee oder Meinung vorstößt, wird geköpft.

Im Oktober treten zwei Mitglieder aus dem Bundesvorstand aus. Wegen Ponaders unsäglicher Alleingänge, sagt einer.

In jeder anderen Partei wäre Ponader nach Wochen geschasst worden. Die Piraten müssen wohl oder übel warten, bis er freiwillig geht. Aber Ponader bleibt.

Er schlägt die Autotür zu und stapft durch den Matsch auf das große rote A zu. Berlin-Marzahn. Grauer Betonbau. Viele Formulare. „Dann wolln wir mal“, sagt er.

An diesem Novemberabend begleitet er mal wieder einen Hartz-IV-Empfänger ins Jobcenter. Er sitzt zwischen Pressspanwänden am Tisch der Sachbearbeiterin. Er hört zu, stellt Fragen, ganz ruhig, er kennt das Prozedere. „Sie sind aber nur zur Begleitung hier, oder? Sie machen doch keine Audioaufnahmen?“ Da ist dieser Mann im Raum, kleiner Kopf, blauer Anorak, Brille. Und die deutsche Bundesagentur für Arbeit wird nervös.

„Egomane“ – „Totengräber“ – „Piratenschädling“

Diese Szene würde ihm gefallen. Er mag David-gegen-Goliath-Geschichten. Johannes Ponader, der Gesellschaftskünstler.

■ Der Termin: Ab dem 10. Mai trifft sich die Piratenpartei in Neumarkt in der Oberpfalz. Am Freitag wählen die Delegierten einen neuen Politischen Geschäftsführer.

■ Die Kandidaten: Bisher haben sich sieben Bewerber vorgestellt: bit.ly/ZrQbZp. Die meisten Unterstützer haben der Mathematiker Andi Popp aus Ingolstadt, der Thüringer Bernd Schreiner und der Mannheimer Kommunikationsdesigner Christophe Chan Hin, der als @Incredibul taz-Autorin Astrid Geisler während ihrer Zeit als Piratin half: taz.de/unterpiraten

Er ist kein typischer Arbeitsloser, vielleicht ist das sein Problem. Er ist ein Einserabiturient mit Parteiamt, der die Ungerechtigkeiten des Sozialsystems aufzeigen will. Wie glaubwürdig wirkt das für eine Kassiererin im Supermarkt?

Im November, die Piraten stehen nur noch bei vier Prozent, fährt er zum Parteitag nach Bochum, im 20-Minuten-Takt gibt er Interviews. Bild am Sonntag, Financial Times Deutschland, Welt, Reuters, ZDF, ARD.

Alle wollen sie wissen, wie das jetzt weitergeht mit ihm und dem zerstrittenen Vorstand.

„Es soll hier nicht um mich gehen“, sagt er. „Wir sind eine junge Partei. Jeden Fehler, den wir jetzt machen, machen wir später nicht mehr.“ Während der Interviews isst er Soja-Joghurt, Pflaumen, Schokobananen. Er isst überhaupt ständig, wenn man mit ihm unterwegs ist. Man weiß nicht, ob er sonst nicht dazu kommt oder einfach immer hungrig ist.

Als er Bochum verlässt, weiß er noch nicht, dass er den kommenden Parteitag in Neumarkt als normaler Pirat erleben wird.

Die Sache läuft aus dem Ruder. „Alter, wie verstrahlt bist du denn? Du merkst ja gar nichts mehr.“ – „Egomane“ – „Totengräber“ – „Piratenschädling“ – „Arbeite doch bei McDonald’s, du erwürgst die Partei mit deinem Quatsch!“ Das liest man die kommenden Monate auf Twitter.

Dann wenden Ponaders Gegner ein Mittel gegen ihn an, das er vielleicht zu oft ignoriert hat: die Basisdemokratie.

Das Ergebnis Anfang März ist deutlich: Bei der Abstimmung gibt ihm die Hälfte die Schulnote sechs. Der Druck ist zu groß geworden. Ponader gibt auf.

Die Umfragewerte liegen heute bei zwei Prozent, so viel wie bei der letzten Bundestagswahl. Als hätte es diesen Riesenerfolg, diesen Ruf nach etwas Neuem nie gegeben.

„Uns fehlt die Kraft und die Motivation für den Wahlkampf“, sagt Parteichef Bernd Schlömer. Aber das komme bestimmt noch.

„Ja“, sagt Johannes Ponader. „Vielleicht war ich zu blauäugig, vielleicht habe ich Fehler gemacht.“ Er sitzt bei einem veganen Brunch in Berlin-Mitte und möchte ein Resümee ziehen – bei Hackepeter ohne Hack und Eiersalat ohne Ei. Er hat drei Teller vor sich.

„Wir hätten uns in der Partei auf diese Hartz-IV-Debatte vorbereiten müssen, wir hätten besser kommunizieren müssen, nicht immer über Twitter.“ Er legt sich einen Johannisbeer-Zweig in den Mund. „Ich fühle mich etwas ausgebrannt. Jetzt mache ich erst mal Urlaub. Aus der Partei zurückziehen werde ich mich aber nicht.“

Ab Freitag nun wird diese Partei sich in Neumarkt treffen. Da werden sie wieder sitzen an Laptops und bei Club Mate und einen Nachfolger wählen. Bis heute aber haben die Piraten undefiniert gelassen, was ihr „Politischer Geschäftsführer“ tun soll. Das könnte auch für Ponaders Nachfolger zum Problem werden. Soll er nach innen wirken, sich um die Meinungsbildung in der Partei kümmern, vernetzen? Oder die Parteimeinung nach außen kommunizieren?

Es könnte diesmal ein Unauffälliger gewählt werden, einer, der weniger schrill ist. Andi Popp ist wohl der aussichtsreichste Kandidat, ein Bayer, einer, der von seinen Kollegen als „Piratenarbeiter“ bezeichnet wird.

Johannes Ponader möchte noch eine Geschichte erzählen, von der Maus Frederick, seinem ersten Kinderbuch. „Da gehen die Mäuse raus, sammeln im Sommer das Korn ein, für den Winter. Aber Frederick macht da nicht mit. Und dann fragen ihn die anderen: Frederick, warum sammelst du nicht? Aber ich sammle doch, sagt Frederick. Ich sammle Augenblicke, Sonnenstrahlen und Farben. Der Winter kommt, die Höhle ist zu, irgendwann liegen nur noch Krümel auf dem Boden. Und Frederick fängt an, Geschichten zu erzählen. Vom Sommer, von den Farben. Mit diesen Geschichten überstehen sie gemeinsam die Zeit bis zum Frühling.“

„Ich bin die Maus Frederick.“

Ponader verabschiedet sich vorm Restaurant, in der Hand zwei vegane Brownies, die hat er mitgenommen.

„Ich glaube, ein Teil von mir bleibt immer Freak“, sagt er.

Er will jetzt selbst ein Kinderbuch schreiben.

Emilia Smechowzski, 29, ist sonntaz-Redakteurin. Sie hat Johannes Ponader seit Juli 2012 begleitet