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Archiv-Artikel

Im Namen des Generals

Stadt Lüneburg schmiedet Schlieffenpläne – für die Benennung eines Neubaugebiets in günstiger Lage

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Noch, versichert der Pressesprecher der Stadt Lüneburg, sei nichts entschieden. Bei dem Namen handele es sich lediglich um den Arbeitstitel, unter dem der Bauausschuss das Neubaugebiet abgesegnet habe. „Es ist nicht der endgültige Name.“

Dennoch ist die Empörung groß, zumindest bei der Lüneburger Ratsfraktion der Grünen. Denn das Neubaugebiet in bester Lage, nur fünf Minuten vom Bahnhof entfernt und in Fußnähe zur Innenstadt, läuft unter dem Namen „Schlieffenpark“. Der Name kommt von einer Kaserne, die früher auf dem Gelände stand. In der Nazizeit wurde sie nach Alfred von Schlieffen benannt, dem Generalfeldmarschall der Kaiserzeit.

Aus den Geschichtsbüchern ist von Schlieffen wegen des nach ihm benannten Planes bekannt, den Erzfeind Frankreich in einer Zangenbewegung zu überwältigen und sich danach erst Russland zuzuwenden. Den Plan entwarf von Schlieffen 1905, der Erste Weltkrieg hielt sich nicht ganz daran.

Weniger bekannt ist von Schlieffens Rolle bei der Niederschlagung des Herero-Aufstandes in Deutsch-Südwest-Afrika (heute: Namibia). Als die deutschen Truppen, kommandiert von Generalleutnant Lothar von Trotha, im August 1904 unter den Hereros ein Blutbad anrichteten, war von Schlieffen als Chef des Großen Generalstabes nicht nur der unmittelbare Vorgesetzte von Trothas. Er stärkte ihm ausdrücklich den Rücken: „Dass er die ganze Nation vernichten oder aus dem Land treiben will, darin kann man ihm beistimmen“, kommentierte von Schlieffen in einem Brief an Reichskanzler von Bülow vom Herbst 1904 die Aktionen seines Untergebenen. Da „der entbrannte Rassenkampf nur durch die Vernichtung oder vollständige Knechtung der einen Partei abzuschließen“ sei, letztere Variante aber „bei den jetzt gültigen Anschauungen“ ausscheide, bleibe nur die erste Option.

Geradezu putzig begründet die Lüneburger Ratsfraktion der Grünen ihren Protest gegen den Namen „Schlieffenpark“ als Erstes damit, dass in dem Neubaugebiet „kein Platz für einen Stadtteilpark“ vorgesehen sei („warum ‚Park‘?“). Erst an zweiter Stelle wird die Rolle von Schlieffens beim Herero-Aufstand genannt – garniert mit dem Zitat des SPD-Reichstagsabgeordneten August Bebel, einen Krieg wie General von Trotha könne „jeder Metzgersknecht führen“. Der Lüneburger Oberbürgermeister Ulrich Mädge gehört ebenfalls der SPD an.

Gestern hat der Chef der Lüneburger Grünenfraktion, der Landtagsabgeordnete Andreas Meihsies, die namibische Botschaft in Berlin um eine Stellungnahme gebeten. wie