: Vereinsamte Fußgängerzone
EINZELHANDEL Seit langem träumen Händler und Politik von einem Einkaufszentrum in der City. Währenddessen schließen die Geschäfte am Brill
„Räumungsverkauf“: Dieses Wort prangt derzeit gleich an mehreren Ladenlokalen in der Bremer Fußgängerzone nahe der Brill-Kreuzung. Das vierstöckige Ladenlokal des Herrenausstatters „Finke von 1843“: leer. Gegenüber das Schuhhaus Siemes über zwei Etagen: leer.
Im zuständigen Wirtschaftsressort ist das Problem bekannt: Von einem „schleichenden Prozess“ spricht Behördensprecher Holger Bruns. „Der Hutfilterstraße fehlt der konkrete Zielpunkt“, sagt er. Besonders die hochwertigen Geschäfte – wie Finke oder Siemes – zögen weg. Beleben sollen jetzt den hinteren Teil der Fußgängerzone neue Verkaufsflächen, die rund um Lloyd- und Hanseatenhof entstehen sollen. Ende Februar werden Bau- und Wirtschaftsdeputation ihre Pläne dafür konkretisieren. Was sich das Wirtschaftsressort vorstellt, lässt Bruns offen. Shopping-Center, Einkaufszentrum – das seien bloß „Labels“.
Präziser sind die Vorstellungen beim Bauressort und dem Beirat Mitte. „Wir wollen zusätzliche und attraktive Einzelhandelsflächen“, sagt der Sprecher der Baubehörde, „aber kein gewöhnliches Shopping-Center.“ Auch der Beirat will „keinen Fremdkörper“, sagt sein Sprecher Michael Rüppel (Grüne). Man wünsche sich mehrere gegliederte Gebäude. Denn profitieren solle auch der umliegende Einzelhandel. „Der hat nichts von einem geschlossenen Center, in das man rein- und mit vollen Tüten wieder rausfährt“, so Rüppel. Kosten lassen will sich Bremen das allerdings nichts, zahlen sollen die künftigen Investoren. Behördensprecher Bruns spricht von „dutzenden“ Interessenten. Denn Bremen sei die einzige deutsche Großstadt ohne innerstädtisches Einkaufszentrum.
Der City-Initiative, ein Zusammenschluss von Innenstadt-Händlern, bereitet der Leerstand auf der Hutfilterstraße indes wenig Sorgen: Von einer „temporären Sache“ spricht deren Geschäftsführer Jan-Peter Halves. Im Finke-Laden etwa eröffne kommenden Monat ein hochwertiger Münchner Herrenausstatter. „Qualität“, sagt Halves, „ist bei der Mieterauswahl wichtig, damit das Quartier hochkommt.“ Insgesamt aber müsse die Innenstadt Filialen und Händler locken, die dort bislang noch nicht präsent sind. Dazu brauche es neue Ladenflächen. Ob die in einem Shopping-Center oder nicht entstehen werden? „Nicht um schöne Architektur nach den Wünschen der Stadt“ werde es den künftigen Investoren gehen, so Halves. Sondern um den Umsatz. „Bremen ist für sie nur ein Investitionsort.“ AG