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Archiv-Artikel

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Der Fußball ist mal wieder in aller Munde, weil sich neben den beachtlichen Ballkünstlern auch Steuerhinterziehungskünstler in ihren oberen Etagen befinden. So läuft in diesen Tagen auch die Moraldebatte heiß. In Vergessenheit gerät dabei manchmal, dass der Fußball auch eine große Integrationskraft und die Macht hat, viele Schranken einzureißen. Auch die, die manchmal vor denen stehen, die ganz unten sind und weiter nach oben wollen. „Liga der Verdammten“ ist ein Abend am Ballhaus Naunynstraße überschrieben, der am Freitag Premiere hat. Der Regisseur Neco Celik und der Schriftsteller und Aktivist imran Ayata haben das Stück entwickelt, das die Geschichte des legendären Kreuzberger Fußballklubs Türkiyemspor Berlin erzählt, der 1978 gegründet wurde. Angekündigt werden u. a. integrationswillige Linksfüßler, kommerzkranke Vereinsfunktionäre, breitensportbegeisterte Eltern, communitygeile Politiker, radikalfeministische Kickerhasserinnen, und korinthenkackende Insolvenzverwalter. (Ballhaus Naunynstraße: „Liga der Verdammten“, 10., 12. und 15. Mai, jeweils 20 Uhr)

In aller Munde sind zurzeit auch das Internet und die von ihm generierten Diskurse. Denn gerade fand in Berlin das Gipfeltreffen der Szene, die Netzkonferenz re:publica statt. Immer noch etwas fremdelnd steht das Theater diesen Diskursen gegenüber. Hier versucht nun eine andere Konferenz für Abhilfe zu sorgen, die unter der Überschrift „Theater und Netz“ heute Abend eröffnet wird. „Ist das Theater in seiner jetzigen Form im digitalen Zeitalter überhaupt noch überlebensfähig, wird unter anderem vom Internetportal nachtkritik.de und der Heinrich Böll Stiftung gefragt, die die Konferenz veranstalten. Am Donnerstagabend debattieren zur Eröffnung zwei Integrationsfiguren von Netz- und Theaterwelt: Marina Weisband und Claus Peymann. Am Donnerstag geht es dann in prominent besetzen Panels weiter, wo unter anderem die Einflüsse von Ästhetiken und Erzählweisen von Computerspielen auf das Theater untersucht werden sollen. Und welche Rolle das Theater in der Netzgesellschaft spielen kann. (Heinrich Böll Stiftung: Konferenz „Theater & Netz“, 9. Mai 9.30–18.00 Uhr. Alle Infos: konferenz.nachtkritik.de).

Wie diese Einflüsse praktisch aussehen, davon legen nicht zuletzt die Arbeiten des Duos Vinge Vegard und Ida Müller ein ziemlich eindringliches Zeugnis ab. Ihr neuestes Mammutprojekt „12-Spartenhaus“ ist seit der vergangenen Woche im Prater der Berliner Volksbühne zu sehen. (Volksbühne: „12-Spartenhaus“, 10. Mai ab 18 Uhr, 12. Mai ab 16 Uhr).