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Archiv-Artikel

Noch keine heile Welt

Christian Ulmen zum ersten Mal drei Stunden am Mikro bei EinsLive. Die taz saß am Rundfunkempfänger

Es ist Mittwoch, kalt und regnerisch, und im Radio quatscht: der Ulmen. Aber nicht allein. Es ist Christian Ulmens erste Sendung bei Eins Live, und sie heißt auch so wie er, doch sie gehört ihm nicht. Denn neben Ulmen (Schauspieler und Ex-MTV-Gesicht) sitzt Markus Hennig, Redakteur bei der WDR-Jugendwelle, und quatscht leider auch. Gelegentlich zumindest. Weshalb, weiß keiner. Vielleicht weil „Sidekicks“ total chic sind. Oder weil Ulmen über drei Stunden nicht trägt? Das eher nicht.

Wenn etwas nicht klappt an diesem Abend, liegt das meist an den Hörern. Wie beim 25-jährigen René, mit dem Ulmen via Telefon „Stadt, Land, vakant“ zu spielen versucht, eine Verblödelung von „Stadt, Land, Fluss“, bei der die letzte Rubrik in jeder Sendung neu benannt wird. Heute lautet sie: „Auswanderungsgrund“ und Buchstabe: „G“. René, nur schwer von Kapee, versagt schon bei Stadt und Land. Bei Auswanderungsgrund stammelt er: „Äh - Gesetz!“ Ulmen: „Nö, das ist falsch.“ Selbst wählte er „Gebühreneinzugszentrale“ – was einem beim WDR schnell Schwierigkeiten beschert. Als Mitmachradio ist Ulmens erster Versuch, die Welt „ein bisschen heiler“ zu machen, also gescheitert. Wenngleich gerade depperte Anrufer am meisten Spaß machen.

Ulmen spielt weiter Spielchen, verarscht Menschen in „Studio Braun“-Manier, ruft hier an und da, redet, scherzt, weist Erdkunde-Lehrerinnen zurecht, die ihn aufklären wollen, der Plural von Globus laute nicht „Globi“, wie er es vorhin gesagt habe. Doch doch, sagt Ulmen, alles auf „us“ schließende erhalte im Plural eine I-Endung, was man ja von Markus wisse: ein Markus, mehrere Marki. Ist doch klar. Das alles ist Ulmen in Reinform und gottseidank noch steigerungsfähig wie die Musikblöcke, die kaum zur Weltverbesserung beitragen. Es läuft fast nur der übliche Mainstream-Mist: Tokio Hotel, Mel C, U2. Da wünscht man sich eine Mittelohrentzündung und dass Ulmen auf den Spätabend verlegt wird, wo er spielen kann, was er will. Oder wollte er es etwa so? Oh Gott.

BORIS R. ROSENKRANZ

Nächste WDR-Sendung: 25. Januar, 17:00 Uhr