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Archiv-Artikel

Und für die Damen ein Service

„Verlacht, verboten und gefeiert“: Die Wanderausstellung zur Geschichte des deutschen Frauenfußballs ist in Bremen angekommen. Werder hat aber noch immer Defizite

Bremen taz ■ Auch beim Deutsche Fußballbund (DFB) hat man dazugelernt. Aber nur ein bisschen. Am schönsten ist das Tafelservice von Villeroy & Boch. 1b-Ware, aber immerhin hübsch anzusehen. Die Fußballdamen des DFB bekamen es als Prämie – für den ersten Europameister-Titel 1989. Davon berichtet seit gestern die Ausstellung „Verlacht, verboten und gefeiert“, die den „Kampfsport Fußball“ von seiner weiblichen Seite zeigt.

Zu sehen und nachzulesen sind eine Vielzahl heute geradezu bizarr anmutender Presseausschnitte, Karikaturen sowie Aussagen von Zeitzeuginnen. „Soll das weibliche Geschlecht Fußball spielen?“, fragt etwa 1925 die „Sport und Sonne“ Nein. Natürlich nicht. „Vermännlichung“ befürchtet schon die Herrenwelt des wilhelminischen Deutschland, könne die Folge sein. Oder gar ein Zuviel an „Emancipation“. Der Zusammenbruch des Kaiserreichs bringt vorerst eine Wende. Während sich auch die englischen Damen in den 20er Jahren aktiv am kick‘n‘rush erfreuen, üben deutsche Frauen erstmals typische Männersportarten aus. Doch die Kritiker sind schnell auf den Plan gerufen. Mediziner warnen vor den gesundheitlichen Schäden. Und überhaupt: „Der Mann kann im Kampf heldische Größe erreichen, das echte Weib nie“, schreibt „Start und Ziel“ anno 1926.

Genau zehn Jahre später ist man keinen Schritt weiter. Der DFB-Fußballpressedienst erinnert 1936 daran, dass frau als Schwester, Braut, Frau und Mutter oft genug mit dem Fußballsport verbunden sei: Durch das Stricken der Stutzen, das Waschen der Trikots. Ansonsten widerspreche der Wettkampf der Würde des Weibes.

So geht es munter weiter. Bis 1970, währt das Verbot des DFB, Damen-Fußballmannschaften unter seinem Dach zu bilden. Doch die Damen spielen weiter, am DFB vorbei. „Es knallten haushohe Kopfbälle von Dauerwelle zu Dauerwelle“, kann man 1957 im Münchner Merkur lesen und in der Bild-Zeitung titelt man „Sturmlauf in Stöckelschuhen“. Aber auch nach der Absegnung durch den DFB müssen sich die Frauenfußballerinnen einer launigen Presse stellen, allenthalben schallt es „Trikottausch“-Rufe und auch an eher seltsamen Produktideen – „Steckt Watte in den BH“ – herrschte offensichtlich kein Mangel.

Und heute? Der Frauenfußball in Deutschland steht besser da als je zuvor. Weltmeister 2003, Birgit Prinz wird 2004 zur besten Fußballerin der Welt gewählt. Und auch DFB-Boss Theo Zwanziger besinnt sich auf freundliche Phrasen: „Ich freue mich besonders über das tolle Ergebnis bei den Mädchen. In vielen unserer Vereine werden gerade erst Mädchenmannschaften gebildet, deswegen sehe ich hier für die kommenden Jahre noch ein großes Potential.“ Bleibt eine Frage im bremischen Strafraum stehen. Hat Werder Bremen eigentlich eine Frauenfußballmannschaft? Nein.

Anette Harasimowitsch

Die Ausstellung ist bis zum 17. Februar 2006 in den Räumen der Bremischen Gleichstellungsstelle, Knochenhauerstr. 20-25 zu sehen. Der Eintritt ist frei.