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Archiv-Artikel

Protestaktion nach Brandanschlag auf Obdachlosen-Zelte

SCHUTZLOSIGKEIT Nach dem Angriff auf das Zeltlager unter der Kennedybrücke fordert ein Aktionsbündnis geeignete Unterbringungen für Wohnungslose

Das Hamburger Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot hat am Donnerstag zu einer Solidaritätskundgebung an der Kennedybrücke aufgerufen. Mit rund 100 Protestierenden machten die freien Träger der Wohnungslosenhilfe auf die Schutzlosigkeit von Obdachlosen aufmerksam.

Vergangene Woche waren vier Zelte von Obdachlosen an der Alster in Brand gesteckt worden. Ein 17-Jähriger, der selbst ohne Wohnung in Hamburg lebt, wurde inzwischen von der Polizei festgenommen und soll die Tat bereits gestanden haben. Unter der Kennedybrücke sieht man auch noch eine Woche nach dem Brand die Schäden. Von den wenigen Habseligkeiten, die die Zelt-Bewohner besaßen, ist nur noch ein Haufen Asche übrig. Gerade einmal die Zelte, einige Lebensmittelkonserven und ein alter Ofen sind noch zu erkennen. Dazwischen flattern die verkohlten Reste ihrer Bücher.

Das Aktionsbündnis fordert den Senat auf, Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen. „Von vielen Übergriffen auf Obdachlose bekommt man gar nichts mit“, sagt Stephan Karrenbauer, Sozialarbeiter bei Hinz & Kunzt. „Platte machen ist kein Camping. Auch im Sommer sind viele Obdachlose schutzlos“, sagt er. Der Senat müsse Unterkünfte schaffen, die auch angenommen werden. Die überfüllten Massenunterkünfte seien für viele Obdachlose keine Lösung.

„Auch die Ärmsten in unserer Stadt verdienen Schutz, Würde und Privatsphäre“, sagt Andreas Gerhold von den Piraten in Hamburg-Mitte, der sich an der Aktion beteiligte.

Bettina Reuter vom Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot sagt: „Wir fordern seit Jahren vom Senat, viele kleine Einrichtungen für Obdachlose zu schaffen.“ Obdachlose seien Gewalt und Kriminalität überall schutzlos ausgeliefert. Aktuell sind in Hamburg rund 5.400 Menschen ohne eigene Wohnung.

Dem Aktionsbündnis zufolge stehen 700 Obdachlose auf der Warteliste für einen Platz in einer öffentlichen Unterbringung. „Saga GWG muss verpflichtet werden, jede zweite freie Wohnung an Obdachlose zu vergeben“, fordert Reuter.

DOMINIK BRÜCK