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Archiv-Artikel

Blogger-Protest gegen Yahoo

ÜBERNAHME Analysten und Nutzer kritisieren den geplanten Kauf der New Yorker Blogger-Plattform Tumblr durch den schwächelnden Internetpionier

SAN FRANCISCO rtr | Yahoos geplanter Milliardenkauf der Blogger-Plattform Tumblr ist von Analysten und den betroffenen Bloggern mit Skepsis aufgenommen worden. Während Finanzexperten auf den hohen Preis im Verhältnis zum Umsatz verwiesen, warnten Nutzer der Plattform davor, das Wesen der Seite zu ändern. Positive Stimmen verwiesen auf vergleichbare Übernahmen in der Branche, die sich durchaus ausgezahlt hätten. Yahoo-Chefin Marissa Mayer gestand ein, dass ihr Unternehmen nicht immer eine glückliche Hand mit Zukäufen gehabt habe.

Der schwächelnde Internetpionier hatte am Montag angekündigt, Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar in bar zu kaufen. Es ist die größte Akquisition von Yahoo, seit die ehemalige Google-Managerin Mayer im Juli 2012 Chefin wurde. Tumblr wurde vor sechs Jahren gegründet, wartet mit mehr als 100 Millionen Blogs auf und wird pro Monat allein in den USA von Dutzenden Millionen Nutzern besucht. In Medienberichten wird der jährliche Umsatz allerdings nur auf magere 13 Millionen Dollar geschätzt.

Damit ist der Kaufpreis einigen Analysten zufolge zu hoch. „Selbst wenn der Umsatz 100 Millionen Dollar beträgt, haben sie immer noch das Zehnfache bezahlt“, sagte Colin Gillis von BGC Financial. Mark Mahaney von RBC Markets sprach von einem Schuss ins Blaue. Allerdings könne sich dieser langfristig auszahlen und passe gut in Mayers Strategie. Tumblr könne dabei helfen, Yahoo besser bei sozialen Netzwerken und mobilen Geräten zu positionieren. Andere Experten betonten, dass die Tumblr-Nutzer im Schnitt viel jünger seien als die von Yahoo. Viele Tumblr-Nutzer reagierten jedoch entsetzt und mit offener Wut auf den Deal. In dem Blog „Meltdowns About Yahoo Buying Tumblr“ warnten sie davor, die Website plötzlich familienfreundlich aufzuziehen oder Altersbeschränkungen einzuführen. Bereits am Wochenende, als Gerüchte über den Kauf die Runde machten, hatten Tausende Blogger Tumblr den Rücken gekehrt. Der konkurrierende Dienst WordPress berichtete am Sonntag, man habe in nur einer Stunde 72.000 Tumblr-Blogs in seine Systeme übertragen.

Für den Yahoo-Aktienkurs sehen einige Analysten den Tumblr-Kauf jedoch als nebensächlich an. Das Kerngeschäft sei „wie ein Lottospiel“, sagte etwa Ryan Jacob von Jacob Funds. Diese Experten schauen vielmehr mit Spannung auf den geplanten Börsengang des chinesischen Dienstes Alibaba, an dem Yahoo 24 Prozent hält. Lawrence Haverty von Gamco Investors geht davon aus, dass dabei 100 Milliarden Dollar eingenommen werden könnten. Ein verpatzter Börsengang der Chinesen wäre demnach viel ernster als alles, was je mit Tumblr passieren könnte.