: Harburg soll wieder königlich werden
Senat und Bezirk wollen die Schlossinsel zu einem lebendigen Stadtviertel mitten im Harburger Binnenhafen machen. Dafür wird das Areal aus dem Hafengebiet entlassen und zum Teil neu bebaut. Ideenwettbewerb entschieden
von GERNOT KNÖDLER
Die Harburger Schlossinsel ist kein schöner Anblick: ein Durcheinander aus backsteinernen Schuppen, Baustofflagern und Maschinen, garniert mit einem großen blauen Kran und einer Hochspannungsleitung. Gelb leuchtend kontrastiert der Rest des „Schlosses“ mit der morbiden Atmosphäre dieses in die Jahre gekommenen Gewerbegebiets. Dieses „Schloss“, dem seine ursprüngliche Funktion kaum mehr anzusehen ist, soll nun Dreh- und Angelpunkt für die Entwicklung der Insel zu einem modernen Wohn- und Gewerbeviertel werden. Das Ergebnis des Ideenwettbewerbs hierzu wurde gestern vorgestellt.
Der Siegerentwurf (Foto) sieht inmitten der fünfeckigen Schlossinsel einen Park vor, der sich mit zunächst vier – bei einer späteren Weiterentwicklung fünf – Armen zum Wasser und zur Harburger Innenstadt hin öffnet. Im Zentrum steht das Schloss, dessen Mauerwerk im Kern auf eine Burg aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht. In Zukunft wird es von Harburg aus zu sehen sein. An den Ecken des Pentagons sollen jeweils um einen kleinen Platz herum Quartiere mit Wohnungen und Gewerberäumen errichtet werden. Die Gewerbebauten sollen die Wohnhäuser vor dem Lärm der benachbarten Industrie und der Elbbrücken schützen. An einigen Kais könnten Hausboote liegen.
Das Konzept der Frankfurter Architektin Sonja Moers und des Kölner Landschaftsplaners Frank Flor sei besonders für die geplante stufenweise Neubebauung der Insel geeignet, lobte Oberbaudirektor Jörn Walter. Zwar wollen drei Firmen noch in diesem Jahr wegziehen, eine vierte wird aber mindestens mittelfristig, die Werft der Port Authority auf lange Sicht bleiben. Der Siegerentwurf macht es möglich, nur das nördliche und das südöstliche Eck des Pentagons zu bebauen und trotzdem die künftige Struktur der Schlossinsel mit ihren fünf grünen Schneisen sichtbar zu machen. Das ist wichtig, um Investoren Leute zu finden.
Das Bezirksamt hat bereits einen Bebauungsplan auf den Weg gebracht, in den Moers‘ und Flors Ideen eingearbeitet werden. 2007 solle der Plan öffentlich ausgelegt werden, sagte Harburgs Baudezernent Peter Koch. Ende 2007/Anfang 2008 könnten dann die ersten Baugenehmigungen erteilt werden. Zur Internationalen Bauausstellung, die 2013 mit ihrem Schwerpunkt in Wilhelmsburg geplant ist, sollen die Quartiere fertig sein.
Das Schloss, in dem heute Mieter wohnen, würde dann auf attraktive Weise neu genutzt. Ideen, wie solche zentralen Orte zu Publikumsmagneten gemacht werden können, sind inzwischen rar. Das Gezerre um den Umzug des Planetariums vom Stadtpark in die Hafencity beweist es.
Aus städtebaulicher Sicht würde die Schlossinsel zum südlichen Aufsetzpunkt des „Sprungs über die Elbe“, der Hamburg und Harburg zusammenwachsen lassen soll. Dafür wird der Harburger Binnenhafen aus dem Hafengebiet ausgegliedert. „Harburgs Mitte wird durch die Aufwertung der Schlossinsel ganz neue Beziehungen zum Wasser knüpfen können“, erwartet Stadtentwicklungssenator Michael Freytag (CDU). Der erste Schritt hierfür wurde mit dem nördlich an die Harburger Innenstadt anschließenden „Harburg Channel“ getan. Ein zum Hochhaus umgebautes Silo ist dafür ein weithin sichtbares Zeichen.
Die Entwürfe sind noch bis zum 27. Januar im Veritaskai 1 zu besichtigen, vom 1. bis 16. Februar in der Wexstraße 7 beim Stadtmodell und vom 21. Februar bis zum 3. März im Harburger Rathaus