Wo der größte Schornstein qualmt

KOHLEKRAFT Erörterung über Kühlwasserentnahme für den größten deutschen Kohlemeiler in Brunsbüttel

Ihre Kritik am bundesweit größten Steinkohlekraftwerksprojekt im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel an der Unterelbe haben gestern Umweltschützer, Fischer und Bauern bekräftigt. Die geplante Anlage des Stadtwerkekonsortiums Südweststrom (SWS) verstoße gegen geltendes Recht, erklärten sie zu Beginn des öffentlichen Erörterungstermins über die Kühlwasserentnahme aus der Elbe. Das Kraftwerk soll mit einer Leistung von 1.800 Megawatt (MW) sogar das größte deutsche Atomkraftwerk Brokdorf übertreffen, das 1.450 MW produziert .

Das Kraftwerk würde „enorme Mengen hochgiftiger Schadstoffe wie Quecksilber und Cadmium in die Elbe leiten“, sagt Jürgen Quentin, Umweltjurist der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Das stehe im Widerspruch zu EU-Vorgaben über den Schutz von Gewässern und Fischen. Auch der Landessportfischerverband und die Elbfischer sprechen sich gegen den Meiler aus. Dieser würde „die Speisefischbestände gefährden, weil das Kühlwasser direkt in den traditionellen Fangplätzen entnommen werden soll“, so der Elbfischer Walter Zeeck: „Dadurch würde unsere berufliche Existenz vernichtet.“

Insgesamt sind gegen das Kraftwerk rund 4.900 Einwendungen erhoben worden. Der größte Teil kam bereits Mitte Januar zur Anhörung. Darin ging es vor allem um Fragen der Emissionen in die Luft. Das SWS-Kraftwerk würde die strombedingten Emissionen des Treibhausgases CO2 in Schleswig-Holstein auf einen Schlag verdreifachen, hatte etwa der Naturschutzbund kritisiert.

Die Ergebnisse beider Erörterungstermine sollen in das Genehmigungsverfahren einfließen. Mit einer Planfeststellung ist im Herbst zu rechnen.

In Brunsbüttel sollen drei Kohlekraftwerke errichtet werden, fünf weitere in Hamburg, Stade und Wilhelmshaven. Vorige Woche verzichtete jedoch der französische Konzern GDF Suez aus wirtschaftlichen Gründen auf sein Kraftwerksprojekt in Stade. SVEN-MICHAEL VEIT