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Archiv-Artikel

Iran will Google Mail abwürgen

ZENSUR Kommunikation wird immer weiter eingeschränkt

SAN FRANCISCO / WASHINGTON/BONN rtr/ap/dpa | Der Iran will offenbar den Zugang seiner Bürger zum E-Mail-Dienst von Google einschränken. Die Zeitung Wall Street Journal berichtete am Mittwoch, die Telekommunikationsbehörde in Teheran habe ankündigt, den Zugang zu Google Mail auf Dauer zu kappen. Stattdessen solle in Kürze ein einheimischer Dienst eingeführt werden.

Ein Google-Sprecher erklärte am späten Abend, der E-Mail-Verkehr im Iran sei deutlich zurückgegangen. Einige Benutzer berichteten zudem von Schwierigkeiten, auf ihre Post zuzugreifen. Die Google-Netzwerke selbst funktionierten einwandfrei. Den Zeitungsbericht bestätigte der Sprecher nicht. Eine Stellungnahme der iranischen Regierung war zunächst nicht zu erhalten.

Das US-Außenministerium konnte die Angaben vorläufig ebenfalls nicht bestätigen. Ein Sprecher in Washington sagte jedoch, entsprechende Zensurversuche seien zum Scheitern verurteilt. „Virtuelle Mauern werden im 21. Jahrhundert nicht besser funktionieren, als es physische Mauern im 20. Jahrhundert taten“, sagte er.

Google Mail gilt als einer der populärsten westlichen E-Mail-Dienste im Iran. Während der Proteste nach den Präsidentschaftswahlen im Juni hatten Kritiker regen Gebrauch von Internetdiensten wie Google Mail, Twitter und Facebook gemacht, um untereinander in Verbindung zu bleiben und Informationen auszutauschen. Im Vorfeld des Revolutionsjahrestags wurde auch die Internetbandbreite und die SMS-Übertragung im Mobilfunknetz eingeschränkt.

Betroffen von derlei Maßnahmen war auch die Deutsche Welle (DW). Nach einer Mitteilung des Senders wird die Ausstrahlung des Fernsehprogramms über den Satelliten Hotbird 8 seit dem Vortag gestört. Auch die Hörfunk- und insbesondere die Internetangebote der Deutschen Welle seien von Zensurmaßnahmen des Iran betroffen.

DW-Intendant Erik Bettermann protestierte in einem Schreiben an den iranischen Botschafter in Deutschland gegen diese erneuten Eingriffe in die Empfangsmöglichkeiten internationaler Informationsangebote.