: Eine ganz und gar vorausschauende Pleite
AUSGELESEN Betreiber des Literaturhaus-Cafés stellen Insolvenzantrag – aus Angst vor Mindestlöhnen
INSOLVENZVERWALTER STEPHAN MÜNZEL
Das Literaturhaus-Café an der Außenalster ist von der Schließung bedroht, rund 40 Mitarbeiter bangen um ihren Job. Die Literaturhaus Café Hamburg GmbH stellte am vergangenen Donnerstag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg.
In dem vorläufigen Verfahren müssen nun zunächst die finanziellen Hintergründe der Insolvenz geprüft werden, Gläubiger können ihre Ansprüche geltend machen. Günther Zapp, der die Gastronomie seit der Eröffnung des Literaturhauses Hamburg 1989 führt, sieht gegenüber dem Hamburger Abendblatt drei Gründe für die bedrohliche Lage. Die „schwache Marktlage“, die „Einschränkungen des Denkmalschutzes“ für bauliche Veränderungen an der 1868 erbauten Villa am Schwanenwik sowie – ganz vorausschauend – die „unausweichlich herannahende Mindestlohnproblematik“ hätten ihm keine Wahl gelassen, den Involvenzantrag zu stellen.
„Erklärtes Ziel ist die Rettung des Cafés und der Erhalt der 40 Arbeitsplätze“, teilt der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Rechtsanwalt Stephan Münzel am Wochenende mit. „Der Betrieb läuft normal weiter. Die Gehälter sind gesichert“, sagt Münzel, äußert sich aber nicht dazu, wie lange noch. Auch Zapp hofft, dass es weitergeht. „Es muss und wird eine Lösung geben. Das bin ich meinen Mitarbeitern und Stammgästen schuldig.“
Verpächter der Gastronomie ist der Verein Literaturhaus Hamburg, der dort rund 100 Lesungen pro Jahr ausrichtet. Das Gebäude gehört der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, die es dem Verein mietfrei zur Verfügung stellt. MARCO CARINI