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Wirklich starker Tobak
■ betr.: „Universitäten im Krieg“, taz vom 8. 2. 10
Der Beitrag von Martin Schwarzbeck insinuiert mit seinem Arrangement von Interview-Schnippseln, dass „etwa“ der Sonderforschungsbereich 700 „Kriegsforschung“ der Freien Universität (FU) mit Geldern des Verteidigungsministeriums beziehungsweise „Forschung im Dienst des Militärs“ mache, dass es da „nicht um die Lage der Menschen“ gehe, sondern „die“ vielmehr mithelfen wollten, das Feld zu bereiten, „damit die Bundeswehr künftig etwa gegen protestierende Studierende eingesetzt“ (sic!) werden könne – unterstützt noch durch die Zwischenüberschrift „Militär gegen Studierende“.
Derartige Behauptungen sind nun wirklich starker Tobak; da erwartet man eine saubere Recherche als Grundlage. Da ich selbst mit vielen anderen Kolleg/inn/en an diesem Sonderforschungsbereich (SFB) mitarbeite, bin ich jedoch mehr als verwundert über diese Darstellung. Eine kurze Recherche auf der Website des SFB 700 hätte zum Beispiel klargestellt, dass dieser nicht mit Mitteln des Verteidigungsministeriums finanziert wird, sondern mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft, und es eine Unterstellung ist, dass es dort um die oben genannten Forschungsziele gehe.
Es geht mir nicht darum, objektiv feststellen zu wollen, ob die SFB-Forschung zu kritisieren ist oder nicht, sondern es geht mir um die Kritik an der stark verkürzenden, wenn nicht gar irreführenden Darstellung auf Basis einer offenbar einseitigen, keinesfalls aber fairen und gründlichen Recherche. Hätte der Autor das oben Gesagte alles als „wurde so auf dem Afghanistan-Kongress an der HU behauptet“ berichtet – okay –, aber so kommt der Artikel samt Kommentar wirklich nicht rüber. MARIANNE BEISHEIM, Berlin
Berlin braucht ein Mitspracherecht
■ betr.: „Wie Mutter und Vater. Bahn-Chef Grube: Berlin und Deutsche Bahn gehören zusammen“, taz vom 11. 2. 10
Herr Grube wirft lustig mit schiefen Metaphern um sich. Berlin und die Bahn = Vater und Mutter? Wenn es der Bahn gefällt, wird sie irgendwann Berlin verlassen, aber Berlin bleibt hier. Und „Wir sind in 100 Jahren noch hier“, sollte man in Berlin lieber nicht sagen. Zu viele erinnern sich auch an andere Dinge, die in 100 Jahren noch bestehen sollten … und schwupp war die Mauer weg!
Die Bahn unterliegt als Aktiengesellschaft dem Aktiengesetz und dessen Paragraf 76: „Der Vorstand hat unter eigener Verantwortung die Gesellschaft zu leiten.“ Das heißt, er ist nur sich selbst verantwortlich und niemand darf ihm in die Geschäfte hineinreden. Das gilt auch, wenn der weitere Betrieb durch „Sparmaßnahmen“ (Personalreduzierung, Einschränkung der Wartung) beeinträchtigt und gefährdet wird. Uns interessiert vorrangig die S-Bahn. Sie unterliegt der Bahn AG gemäß einem Beherrschungsvertrag. Damit kann der Vorstand der Bahn AG beliebige Weisungen – also wieder die angewiesenen Sparmaßnahmen wie Streckung der Wartungsintervalle, Reduzierung der Werkstattkapazitäten – erteilen, die bedingungslos umgesetzt werden müssen. Keine Berliner Instanz darf sich da einmischen. Aber Berlin darf regelmäßig Deckungsbeiträge (zum Beispiel 2009: 232 Millionen Euro) überweisen, woran sich die Bahn AG mit einer Abschöpfung von 87 Millionen Euro „Gewinn“ bediente.
Die S-Bahn hat für Berlin eine doppelte Funktion. Sie befördert die Menschen durch die Stadt. Und sie gibt etwa 3.000 Mitarbeitern Lohn und Brot. So kann es der Stadt nicht gleichgültig sein, wenn Sparmaßnahmen der S-Bahn darin bestanden und bestehen, dass Personal reduziert wird. Berlin braucht ein effektives Mitspracherecht bei den Belangen der S-Bahn. Das lässt sich bei der bestehenden Unterstellung unter die Deutsche Bahn AG nicht verwirklichen. Die S-Bahn muss in die Verfügung Berlins zurückkehren. Darüber zu befinden, kann kaum in das Ermessen von Herrn Grube gestellt werden. JÖRG NEUMANN, Berlin
Was ist an dieser Schule noch gut?
■ betr.: „Kadavergehorsam als oberste Tugend“, taz vom 12. 2. 10
Es stinkt wirklich zum Himmel, im wahrsten Wortsinn, was jetzt alles ans Tageslicht kommt in Sachen Missbrauch, Jesuiten und CK. Aber Gott sei dank, dass dies alles öffentlich wird. Eigentlich sollte man das CK dicht machen, für immer. Denn wie können Eltern heute noch guten Gewissens ihre Kinder diesem Orden anvertrauen? Vor allem deshalb nicht, weil es ja immer noch jene Lehrer am CK gibt, die handgreiflich geworden sind. Andere sind Mitwisser.
Patres haben auf Beschwerden von Schülern nicht reagiert, erzählen Ehemalige. Ja, wo leben wir denn? Ganze Heerscharen von ehemaligen CK-Schülern organisieren jetzt ihren Austritt aus der katholischen Kirche, wenn sie es nicht längst getan haben. Was ist an dieser Schule eigentlich noch gut? Gar nichts. Die Vertuscher sind immer noch da und wahrscheinlich werden sie weiter vertuschen. Kadavergehorsam eben. MONIKA HERRMANN, Berlin