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Archiv-Artikel

Winter schlägt auf die Lunge

In NRW sorgen Kälte und wenig Regen sogar auf dem Land für eine höhere Feinstaub-Belastung. Umweltmediziner erforschen Langzeitfolgen. Landesumweltamt: Luftqualität insgesamt besser

VON GESA SCHÖLGENS

Das anhaltend kalte Wetter hat die Feinstaubbelastung in vielen Städten in NRW erhöht. Auch in ländlichen Gebieten wie dem Münsterland oder der Eifel sei die Belastung gestiegen, so das Landesumweltamt NRW (Lua) .

„In den Wintermonaten sind die Werte immer besonders hoch“, sagt Babette Winter, Sprecherin des Lua. Grund sind so genannte Inversionswetterlagen mit warmen und kalten Luftmassen. Zwischen den Luftschichten findet kaum Austausch statt, dadurch werden die untersten Schichten mit Schadstoffen angereichert. Zudem gab es in den vergangenen Wochen kaum Wind und Regen, so dass die Feinstäube liegen geblieben sind, erklärt Werner Görtz, Leiter des Düsseldorfer Umweltamtes.

Besonders betroffen seien Großstädte und Städte in Tallage wie Hagen, so Winter. „Eine gewisse Grundbelastung durch Abgase von Autobahnen und Schornsteinen ist zudem immer vorhanden.“ Daran müsse auf Bundesebene gearbeitet werden. Jedoch sollten sich die Kommunen nicht „entspannt zurücklehnen“, sondern aktiv werden.

Vielerorts wurden inzwischen Feinstaub-Aktionspläne umgesetzt, genützt hat es wenig. Dortmund hat eine Umweltzone eingerichtet, die je nach Belastungsgrad für schwere Lkw gesperrt ist. Dennoch wurde 2005 die Belastungsgrenze an der Brackeler Straße an 81 Tagen überschritten. „Auch das Abspritzen der belasteten Straßen mit Wasser bringt im Winter wenig“, sagt Görtz. Die Autos bräuchten bessere Rußfilter, „aber das hat die Stadt nicht in der Hand“. Görtz rät Anwohnern, beim Lüften möglichst Fenster zum Hinterhof zu öffnen, um weniger Schadstoffe einzuatmen. Denn: „Es gibt einen Zusammenhang zwischen Lungenerkrankungen und Feinstaub“, sagt Ulrich Ranft vom Institut für umweltmedizinische Forschung der Uni Düsseldorf (IUF). Das IUF untersucht seit 1985 die Langzeitwirkung von Feinstaub an Frauen im Ruhrgebiet. Die Studie ergab, dass Menschen, die etwa in der Nähe von großen Straßen leben, eine schlechtere Lungenfunktion und häufiger chronische Lungenkrankheiten aufweisen. Ranft rät Betroffenen, zusätzliche Risiken wie Rauchen zu vermeiden und mit Kindern öfter in Parks zu gehen.

Trotz Feinstäuben und wachsendem Autoverkehr hat sich die Luftqualität in NRW laut Lua seit den 70ern unter anderem durch den Strukturwandel verbessert. Die Industrie müsse zudem seit Ende der 80er in Filter investieren, dadurch gelangten weniger Schadstoffe wie Schwefel und Kohlendioxid in die Luft. „Den letzten Smogalarm hatten wir 1987“, so Babette Winter.