: „Es hat nicht sollen sein“
Springer steigt nicht ins TV-Geschäft ein. Plan B: Das Glück in der digitalen Zukunft und im Ausland suchen
AUS BERLIN STEFFEN GRIMBERG
Trotz vieler Anzeichen kam die Meldung gestern doch überraschend: Man habe „gemeinsam beschlossen, die Pläne zur Übernahme der ProSiebenSat.1 Media AG durch die Axel Springer AG nicht weiterzuverfolgen“, teilten Europas größtes Zeitungshaus und Haim Saban, der Besitzer der TV-Senderfamilie mit.
Offiziell argumentiert Springer mit unkalkulierbaren finanziellen Risiken, die den Dreimilliardendeal platzen ließen. Doch die Wortwahl von Springer-Chef Mathias Döpfner bei einer Betriebsversammlung in Hamburg klang eher nach Beerdigung: „Es hat nicht sollen sein, es ist nicht zu ändern. Wir müssen es sportlich nehmen, das Leben geht weiter“, sagte Döpfner laut Manager Magazin. Noch am Abend zuvor, so ein Insider, habe das ganz anders ausgesehen: „Alles war auf Kampf eingestellt.“ Jetzt ist der Traum vom crossmedialen Medienkonzern mit international wahrnehmbarer Größe ausgeträumt. „Springer ist der natürliche Käufer für ProSiebenSat.1“, hatte Döpfner bei der Verkündung des Geschäfts im vergangenen August geworben. Gemeinsam sollte „das digitale Geschäft der Zukunft“ in Angriff genommen werden. Nun steht Springer wieder alleine da.
Von einem „schwarzen Tag“ wollte im Konzern gestern aber niemand reden. „Natürlich können wir nicht verhehlen, dass wir enttäuscht sind“, sagte Konzernsprecherin Edda Fels gestern der taz. Schließlich habe man an die Transaktion geglaubt, „hart gearbeitet“ und „von unserer Seite alles richtig gemacht“, während andere „Steine in den Weg“ gelegt hätten. Die anderen, das sind in diesem Falle das Bundeskartellamt und die Medienkonzentrationskommission KEK, die beide den Zusammenschluss nicht genehmigt hatten. Dass Springer „ohne wirtschaftlichen Schaden aus der Sache herausgehe“, sei doch schließlich auch eine „positive Nachricht“, so Fels. Ein Antrag auf Ministererlaubnis, der bei positivem Entscheid durch Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) das Kartellamts-Veto überstimmt hätte, sei dagegen nicht mehr kalkulierbar gewesen. „Das kann man nicht nur aus einem positiven Bauchgefühl heraus machen“, sagte Fels. Allein durch die voraussichtliche Dauer des Verfahrens hätte zum Beispiel den ProSiebenSat.1-Aktionären vermutlich ein neues Übernahme-Angebot gemacht werden müssen. Ein extrem teures Unterfangen, da der Kurs der Aktie in den letzten Wochen deutlich gestiegen ist: „Ich rede da mal nicht nur von ein paar Millionen Euro“, so Fels.
Für das positive Bauchgefühl hatte indes die Politik gesorgt. „In den letzten Wochen“ habe sich ja „die Stimmung pro Springer gedreht“, sagte Fels.
Trotz dieser „Ermutigung“ nun also das Nein. In Fels’ Worten „möglicherweise ein Imageschaden“. Aber nicht nur das Image hat gelitten. Auch wenn der Konzern in seinem Stammgeschäft weiter glänzend verdient – Mathias Döpfners Plan B, „unser Glück auf digitalen Märkten und im Ausland zu suchen“, wird nun deutlich schwieriger. Denn mit Blick auf die digitale Zukunft hatte der Konzern auf das Fernsehen gesetzt. Dies ist heute schon viel weiter als Springer. Und hier erhoffte sich Döpfner Synergieeffekte, die Springer ganz nach vorn bringen sollten.
Jetzt bleibt das Ausland. Man könne ja überlegen, ob sich der Erfolg des polnischen Bild-Klons Fakt „auch im westeuropäischen Ausland“ wiederholen lässt, sagt Edda Fels. Aber entschieden sei natürlich noch nichts.