: Versteinert nach Katastrophen-Spiel
BLAMAGE Hannover 96 scheitert beim Bundesliga-Spiel in Dortmund. Psychologen sollen es jetzt richten
Es ist nicht Jürgen Klopps Stil, in den Wunden eines geschlagenen Gegners herumzurühren. Auch nach dem 4 : 1 (1 : 0) über Hannover 96 am Samstag war der Trainer von Borussia Dortmund bemüht, nichts Unfreundliches über den Gegner zu sagen. Das war an diesem Tag nicht leicht. Schließlich sollte er den Sieg seines Teams möglichst seriös analysieren, und das katastrophale Spiel der Gäste war Hauptgrund für den Erfolg.
Hannover 96 war bei dem Spiel in Dortmund erneut auseinander gefallen. Wie „eine Schülermannschaft“ hätten seine Spieler teils agiert, sagte Mirko Slomka und verwandte Begriffe wie „unprofessionell“ und „Bundesliga-untauglich“.
Dabei hatten sie dank des Torhüters Florian Fromlowitz und des fahrlässigen Umgangs der Dortmunder mit ihren Chancen bis zur 43. Minute das 0 : 0 gehalten. Nach Neven Subotics Führungstreffer kurz vor der Halbzeit stürzte das fragile Gerüst jedoch zusammen. „Das Aufbäumen hat gefehlt“ monierte Slomka, Eggimann per Eigentor (60.), Valdez (77.) und Großkreutz (90.) trafen für den BVB, Aruna Kone hatte zuvor die einzige Chance der Gäste zum zwischenzeitlichen 3 : 1 genutzt (81.).
Mit versteinerten Minen schlichen Spieler, Trainer und Sportdirektor Jörg Schmadtke vom Platz, der Fußballklub Hannover 96 hat sich nach der nunmehr achten Niederlage zu einer spaßfreien Zone entwickelt. Slomka warnte, die Mannschaft dürfe „sich nicht auseinander dividieren lassen“. Er selbst allerdings stärkte den Zusammenhalt nicht. Vielmehr stellte er Konstantin Rausch an den Pranger: Er habe vor Dortmunds 1 : 0 „einen extrem schweren individuellen Fehler“ begangen, als er vergaß, die linke Torecke zu decken.
Weil sich solche Aussetzer in der Rückrunde häufen, wurden nun zwei Sportpsychologen angeheuert. Sie haben vorige Woche intensiv mit dem Team gearbeitet. Dass das funktionieren könnte, zeigt das Beispiel Fromlowitz. Eine Woche zuvor waren dem Torhüter noch schlimme Fehler unterlaufen. In Dortmund war er der beste Hannoveraner.
Zwar können die therapeutischen Gespräche nicht jeden Spieler sofort stabilisieren. Doch könnte sich der Verzicht auf psychologischen Beistand nach dem Suizid von Robert Enke noch als zentraler Fehler der Klubführung erweisen. Die Zeit drängt. Demnächst spielt Hannover gegen Wolfsburg und Köln. Da müssen sie punkten.
DANIEL THEWELEIT