WAS MACHT EIGENTLICH...… der Cineast?
: Sich demütig schlängeln

Überall auf der Welt bekriegen sich derzeit Analysten, ob der grobschlächtige theoretische Terminus „Kampf der Kulturen“ eine realpolitische Entsprechung findet. Kurz gesagt: Er ist sehr mit Vorsicht zu genießen. Nicht alles, was so aussieht, ist gleich ein Kampf, und das mit der Kultur ist noch viel komplizierter. Sonst käme jemand auf die Idee, das populärste Ritual der Berlinale so zu titulieren. Ab heute beginnt der Vorverkauf – und damit für die Fans das demütige Warten auf die Tickets. Kinosesselhasser werden wieder mit Kopfschütteln auf die Schlangen reagieren, die zwölf Tage lang die Ödnis der Potsdamer-Platz-Arkaden auflockern. Ihnen wird die kulturelle Vielfalt dieser Masse entgehen, die sich langsam Richtung Kasse schiebt. Da stehen Hornbrillenträger, die sich eine Woche frei genommen haben, neben Sprachschülern, die ihre „Farsi“-Kenntnisse austesten wollen. Da ersehnen Mitglieder der asiatischen Community den heimatlichen Kassenknüller des vergangenen Jahres und Hollywood-Jünger die Stunden mit George Clooney im Kino. Fast alle blicken auf lange Berlinale-Erfahrungen zurück, manche erzählen sich gar alte Ansteh-Geschichten. Deswegen der gut gemeinte Rat an alle, für die diesjährige Berlinale eine Premiere ist: Überlegen Sie sich einen Ersatzfilm für den Film, den Sie sehen wollen, und noch einen Ersatz dafür. Denn die „großen“ Streifen sind immer ausverkauft, und die Hornbrillenträger, Sprachschüler, asiatischen Community-Mitglieder und Hollywoodfans hassen es (wirklich!), wenn jemand ewig die Kasse blockiert und verzweifelt im Programmheft nach Alternativen blättert. Doch diesen Streit einen Kampf der Kulturen zu nennen – das wäre wirklich lächerlich. bis
Foto: Archiv

Berlinale-Vorverkauf ab heute täglich von 10 bis 20 Uhr in den Potsdamer-Platz-Arkaden, im Haus der Berliner Festspiele und im Kino International. Nur Weicheier buchen online unter www.berlinale.de und zahlen zur Strafe 2 Euro pro Karte drauf