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Archiv-Artikel

Kubanische Salsakapelle auf US-Tour

Ideologische Maximalpositionen prägen oft noch das Procedere. Obama hat Raúl Castro mehrfach zu Reformen gemahnt, ohne selbst aktiv zu werden

Gleich drei Wissenschaftler unseres Instituts fahren im April zu einen Symposium an die Harvard Universität“, sagt Omar Everleny vom Studienzentrum der kubanischen Wirtschaft (CEEC). „Zwar ist der wissenschaftliche Austausch zwischen Kuba und den USA immer noch gering, aber er nimmt zu, und es ist leichter ein Visum zu bekommen“, so der Ökonom.

Noch weiter fortgeschritten als in der Wissenschaft ist das Tauwetter zwischen den beiden Staaten beim kulturellen Austausch. Omara Portuondo, Kubas international populärste Sängerin, hat im sechsten Anlauf grünes Licht erhalten und darf genauso in den Vereinigten Staaten auftreten wie die Kollegen von Los Van Van. Kubas Salsakapelle numero uno nutzt das kulturelle Tauwetter, das seit dem Einzug von Barack Obama im Weißen Haus in der US-Administration herrscht, zu einer ausgedehnten Tour durch die USA.

Um die siebzig Konzerte stehen auf dem Programm, und für Bandleader Juan Formell war es bemerkenswert wie schnell die Visa bewilligt wurden. Immerhin konnte die Salsakapelle seit 2003 nicht mehr in den USA auftreten, und nun standen schon Ende Januar erste Konzerte in Miami auf dem Tourplan, um das neue Album „Arrasando“ vorzustellen. Ein Vorgeschmack auf die eigentliche Tour, die nach der Europatournee im März, wo Los Van Van auch in Deutschland zu sehen sein werden, für Mai ansteht.

Doch der Austausch findet nicht nur in die eine Richtung statt. So spielten Kool and the Gang im Dezember in Kuba, und auch bei dem von Juanes initiierten Konzert auf dem Platz der Revolution in Havanna waren die US-Behörden den Musikern mit Lizenzen und logistischer Unterstützung entgegengekommen. Anzeichen für einen Wandel, wobei das nicht erteilte Visum für Silvio Rodríguez die Bilanz etwas trübt. Der Liedermacher hatte im Mai 2009 nicht in die USA reisen können, weil er kein Visum erhielt. Zu kurzfristig sei der Antrag gestellt worden, hieß es in den USA. In Kuba vermutete man hingegen ideologische Gründe, denn Rodríguez gehört zu den kulturellen Aushängeschildern der kubanischen Revolution.

Die Reaktion zeigt, dass man von vielem noch weit entfernt ist. Ideologische Maximalpositionen prägen oft noch das Procedere. Barack Obama hat Raúl Castro mehrfach zu Reformen gemahnt, ohne selbst aktiv zu werden. Auch die Verhandlungen über neue Regelungen im Bereich der Migration zwischen Kuba und den USA kamen letztes Wochenende kaum voran. Sie wurden von der Festnahme eines vermeintlichen US-Entwicklungshelfers im letzten Dezember überschattet. KNUT HENKEL