piwik no script img

Archiv-Artikel

Gemeinde distanziert sich von Imam-Ausfällen

MUSLIME Frankfurter Gemeinde hat spät von der Anti-Israel-Predigt des Imams erfahren, sagt ihr Vertreter

FRANKFURT AM MAIN taz | Nach dem Rücktritt des vor allem wegen seiner antiisraelischen Äußerungen in einer Freitagspredigt in die Kritik geratenen Imam der Frankfurter Hazrat Fatima Moschee, Sabahattin Türkyilmatz, bemüht sich die islamische Gemeinde um Schadensbegrenzung. An diesem Dienstag sagte ihr Generalsekretär Ünal Kaymakci, der auch Vizevorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen ist, dass nicht nur der Vorstand des Moscheevereins, sondern auch alle Gemeindemitglieder inzwischen die Auffassung vertreten würden, dass eine weitere Zusammenarbeit mit diesem Imam „nicht mehr möglich gewesen“ sei.

Nach Angaben von Kaymakci habe in der Moscheengemeinde im Stadtteil Griesheim niemand gewusst, dass der Imam, der als einer der bedeutendsten schiitischen Prediger in Europa gilt, über Jahre hinweg auch an mehreren Demonstrationen zum „Al-Kuds-Gedenktag“ teilgenommen hatte. Auf ihnen wurden Parolen wie „Tot Israel“ skandiert.

Auch von der Freitagspredigt des Imam am 18. September 2009, in der Türkyilmatz gezielt gegen Israel hetzt, will Kaymakci erst vor einer Woche erfahren haben. Er habe dem Imam dann noch am selben Abend „unmissverständlich mitgeteilt“, dass er den Inhalt dieser Predigt, die der Imam schon Anfang Januar auf seiner Website „Freitagskanzel“ selbst ins Netz gestellt hatte, „nicht vertreten“ könne.

Die große Mehrheit der Muslime in Deutschland sei längst dafür, dass allen Staaten im Nahen Osten – „also auch Israel“ – das Existenzrecht garantiert werde, so Kaymakci. Es dürfe aber „nicht der Fehler gemacht werden, jede Kritik an Israel leichtfertig mit Antisemitismus zu verbinden. Denn das verhindere einen „offenen Diskurs über Menschenrechtsverletzungen und gar Verbrechen durch den israelischen Staat in Palästina“.

Kaymakci sagte, dass es vielen Muslimen an Sensibilität für das „besondere Verhältnis von Deutschland zu Israel“ mangele. Da müsse jetzt Aufklärungsarbeit geleistet werden. Das betreffe auch die Schulung von Imamen. Und ihre Ausbildung – „am besten auf deutschen Universitäten“. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT