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Archiv-Artikel

Der deutsche Film braucht frisches Geld

Bei der Berlinale werden Produzenten eine bessere Filmförderung einklagen. Doch die Regierung lässt sich Zeit

BERLIN taz ■ Der deutsche Film ist bekanntlich besser als sein Ruf. 137 deutsche Langfilme schafften es 2005 ins Kino – Hollywood kam auf gerade einmal 143. Mit „Sophie Scholl“ ist 2006 eine deutsche Produktion als bester ausländischer Film für den Oscar nominiert. Nur ein solides Finanzierungskonzept für Film made in Germany fehlt weiterhin. Wenn heute in Berlin die 56. Internationalen Filmfestspiele beginnen, können die Produzenten getrost ihren Forderungssingsang vom Vorjahr anstimmen – für „bessere Rahmenbedingungen in der deutschen Filmwirtschaft“.

Denn die Branche sieht sich chronisch unterfinanziert: Die Film- und Medienfonds sind ein Auslaufmodell, seitdem die vorige Bundesregierung die großzügigen Steuersparmöglichkeiten für Investoren gestrichen hat. Ohnehin flossen bis zu drei Viertel der Gelder in die USA ab, um dort als „stupid German money“ vorwiegend Hollywood-Dutzendware zu finanzieren.

Ersatz für die Fonds ist nicht in Sicht, Geld für Filme aufzutreiben, wird so immer schwieriger: Banken geben ungern Kredit. Schließlich lässt sich im Vorhinein schwer abschätzen, ob der fertige Film später zum Kassenschlager wird – oder floppt. Private wie öffentlich-rechtliche TV-Sender haben ihre Koproduktionen zurückgefahren. Bei der Filmförderung von Bund und Ländern – rund 250 Millionen Euro im Jahr – ist keine große Aufstockung zu erwarten. Und immer weniger Menschen gehen ins Kino (taz vom 7. 1.).

Trotzdem herrscht in der Branche Optimismus: Schließlich steht im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung ein eigener Passus zur Filmfinanzierung: „Wir schaffen spätestens zum 1. 7. 2006 international wettbewerbsfähige, mit anderen EU-Ländern vergleichbare Bedingungen und Anreize, um privates Kapital für Filmproduktionen in Deutschland zu verbessern“, heißt es da.

In fast allen anderen EU-Staaten gibt es Sonderregelungen für die Filmwirtschaft. Steuerkredite wie in Irland und Großbritannien führten dort zu einem Branchenboom und neuen Arbeitsplätzen. In Kanada werden sogar bestimmte Lohnkosten bei der Filmproduktion direkt bezuschusst.

Seit vergangener Woche trifft sich eine Arbeitsgruppe unter Leitung des neuen Kultur- und Medienstaatsministers Bernd Neumann (CDU), die eine tragfähige Lösung finden soll – vor allem eine, bei der das Geld auch wirklich in Deutschland bleibt. Angesichts des „Wanderzirkus“ Filmwirtschaft kein ganz leichtes Unterfangen. „Damit kommt auch eine wichtige Aufgabe auf die Branche selber zu – die Bündelung von Know-how und die Herstellung von Konsens“, sagt Georgia Tornow vom Produzenten-Lobbyverband Film20.

Und dann muss auch noch Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) mitspielen. „Natürlich wissen wir, dass bei leeren Staatskassen nicht mit der Wünschelrute herumgefuchtelt werden kann“, so Tornow. Ein florierendes Filmland Deutschland würde aber langfristig auch „dem Finanzminister Mehreinnahmen bringen“.

STEFFEN GRIMBERG