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Archiv-Artikel

Vagina in Öl

Rundgang am Rhein: Die Studenten der Düsseldorfer Kunstakademie präsentieren bis Sonntag ihre Arbeiten

Lange Flure, durch die sich Menschen drängen. Überall stehen Kunststudenten, führen Gespräche, erläutern ihre Arbeiten. Und knüpfen Kontakte. Bis Sonntag ist wieder Rundgang in der Düsseldorfer Kunstakademie. Die Schüler von Malerfürst Jörg Immendorff und seinen Kollegen zeigen, was sie gelernt haben. Und das ist allerhand.

Besonderes Aufsehen erregt die Plastik „Aggression“ der Irmin Kamp-Schülerin Fleur Stöcklin. Sie hat eine Moschee gefertigt, deren Minarette Raketen darstellen. Ein heikles Thema. Und aktuell vor dem Hintergrund des Streits um die Mohammed-Karikaturen. „Da habe ich in ein Wespennest gestochen“, sagt Stöcklin, beschwichtigt aber, ihr ginge es vor allem um die Darstellung des islamistischen Fundamentalismus.

Ortswechsel. Einen Stock höher hängt das Close-Up einer Vagina, in Öl. Die Frau masturbiert. „Wir sollten uns an Pornoheften orientieren“, sagt Kristian Korda aus der Malereiklasse von Albert Oehlen. Er selber arbeite lieber abstrakt, sein an Arbeiten seines Lehrers erinnerndes kraftvolles Bild ist schwarz und fleischfarben. „Ich habe mich vor allen Dingen mit Gefühlen auseinander gesetzt, mit Extase und Orgasmus“, sagt Korda.

Weiter. Die Immendorff-Schüler nebenan beeindrucken nicht nur durch die Qualität ihrer Werke, sie führen selbst die Petersburger Hängung fast ad absurdum: Die meterhohen Wände sind mit unzähligen Bildern übersäht, der Boden mit Studienzeichnungen bedeckt – Besucher laufen auf einem Catwalk darüber. Modisch ist auch die Grünfeldklasse: Für die Akademie ungewöhnlich zeigt Julia Zinnbauer selbst geschneiderte Kostüme und Kleider sowie einen Film ihrer Modeperformance.

Und auch die Professoren zeigen ihre Werke – bereits zum zweiten Mal in der neuen Akademie-Galerie. „Das ist die Ernte, die wir eingefahren haben“, sagt Markus Lüpertz, Direktor der Kunstakademie. Die Stücke sind hochkarätig: Immendorff, Ruff, Trockel und andere Professoren haben der Galerie Werke gestiftet. Die Ausstellung symbolisiert die Bindung der Künstler zu ihrer Akademie und setzt die „Erste Präsentation“ fort, die ehemalige Professoren zeigte. ROBERT WICK

Heute und morgen, 10 bis 18 Uhr