: Demokratie-Koffer
PERFORMANCE Das Künstlerkollektiv „Das Beckwerk“ berichtet vom Parallel-Geschichte-Schreiben
Seit nunmehr sieben Jahren entwirft das dänische Künstlerkollektiv „Das Beckwerk“ seine ganz eigene parallele Weltgeschichte „The History of the Democracy“: Inszeniert Wanderungen, Konzerte, Romane, Theateraufführungen, Kunst-Installationen, Videos, öffentliche Vorträge, ja ganze Revolutionen, internationale Interventionen und überhaupt: die ganz große Weltpolitik. Unter Beteiligung der Bevölkerung ist im Kopenhagener Stadtzentrum nämlich ein Demokratie-Modell entwickelt worden, das die furchtlosen Künstler anschließend einfach in einen Koffer gepackt und dann der Welt präsentiert haben. Erst ging es zweimal in den Irak, um dort die entsprechende Demokratie-Form einzuführen. In die demokratieerfahrenen USA zu kommen war da ein Jahr später schon schwieriger, beinahe hätte man das Beckwerk nicht einreisen lassen. Dabei wusste da noch niemand, dass die Dänen im folgenden Jahr begonnen haben, im Iran eine „bessere“ Revolution zu initiieren.
Morgen Abend berichtet der nunmehr namenlose künstlerische Leiter des Künstlerkollektivs – 2001 hat Claus Beck-Nielsen sich öffentlich von Personenkennziffer und Namen getrennt – in einem inszenierten Vortrag mit Videodokumentation von Erfolgen und Misserfolgen im Parallel-Geschichte-Schreiben. Und damit man weiß, in welchem Koordinatensystem man sich da befindet, gibt es als Ouvertüre Obamas legendäre „Chicago Victory Speech“. Der Thalia-Theater-Schauspieler Jens Harzer wird die knapp halbstündige Ansprache des US-amerikanischen Präsidenten neu beleben – nämlich als alter Europäer. MATT
■ So, 28. 2., 20 Uhr, Kampnagel (P1), Jarrestraße 20