piwik no script img

Archiv-Artikel

Operation gelungen, Patient tot

Heftige Kritik an den Uni-Kürzungsplänen des Senats. Der AStA warnt: „Dann ist die Lehre endgültig tot“. An der HfK hält man nichts von Kooperation zwecks Stellenabbau

Von cja

Bremen taz ■ Wenn es nach den gestern bekannt gewordenen Kürzungsplänen an der Uni geht, steht Monika Fikus bald allein – mit 1.000 Studierenden. Die Professorin soll als einzige Sportwissenschaftlerin ihren Lehrstuhl behalten dürfen. Zur Zeit hat sie noch zwei Kollegen, aber schon jetzt sei das Pensum kaum zu schaffen, so Fikus. Hans-Christoph Ries, Vorsitzender des AStA, hält derartige Bedingungen für symptomatisch für die ganze Universität.

Bereits nach der letzten Kürzungsrunde vor einigen Jahren sei in vielen Fachbereichen ein vernünftiger Betrieb unmöglich. Über 60 Professuren seien seit 2000 weggefallen. Leidtragende seien die Studierenden. Nach den neuen Kürzungen wäre die Lehre „endgültig tot.“ Er könne nur davor warnen, aus egoistischen Interessen einzelne Fachbereiche gegeneinander auszuspielen, so der Studentenvertreter. Ries kritisierte die Fokussierung der Bildungspolitik auf wenige elitäre Schwerpunkte.

Trotz verdienstvoller Fakultätsgeschichte als Vorreiter in Sachen Integration wird die Behindertenpädagogik offenbar nicht dazu gezählt. Sie zählt zu den Schließungskandidaten. Und das, obwohl Bildungssenator Willi Lemke (SPD) immer wieder zugesichert hatte, den Studiengang „unter allen Umständen“ erhalten zu wollen, sagt Ursula Pixa-Kettner, Professorin für Behindertenpädagogik. Nach allen Kriterien, die normalerweise für die Beurteilung von Studiengängen gelten, stehe die Behindertenpädagogik blendend da, sagt sie. Die Absolventenquote liege mit 70% fast doppelt so hoch wie üblich, die Berufschancen seien außerordentlich gut: „Wir bilden niemanden für das Arbeitsamt aus.“ Zudem sei der Verweis auf die Existenz eines vergleichbaren Studiengangs in Oldenburg nicht stichhaltig. Das Fach sei in Oldenburg ebenso stark nachgefragt und entsprechend zugangsbeschränkt wie in Bremen. Überlegungen, die Nachbarstadt könne den Wegfall in Bremen auffangen, seien unrealistisch, so die Professorin. Gespräche mit dem Bildungssenat sollen den Studiengang retten. „Wir haben noch längst nicht aufgegeben.“

Ralf Schneider, Sprecher der Hochschule für Künste (HfK), erteilte allen Überlegungen zur Stellenstreichung durch Zusammenlegung mit der HfK eine Absage. Zwar werde seit einem Jahr die praktische Ausbildung der Uni-Musikpädagogen an der HfK durchgeführt, Ausweitungen solcher Kooperationen mit dem Ziel Stellenabbau seien aber nicht drin. In den Erläuterungen zum Streichentwurf war von einer zu erwartenden „einvernehmlichen Lösung“ mit der HfK hinsichtlich der Kürzungen bei der Musikwissenschaft die Rede. cja