portrait : Der Schutzpatron der Honigtöpfe
Ein CSU-Mann unter Polizeibeobachtung. Gibt’s nicht? Gibt’s doch: Bei Manfred Hederer aus Utting am Ammersee – einst Polizist, heute Berufsimker – schaut schon mal die Polizei vorbei, um seine Staatstreue zu prüfen. Denn Hederer verhält sich auffällig, trotz Schnauzer, Krawatte und CSU-Parteibuch: Vehement kämpft er für die 700.000 deutschen Bienenvölker, deren Halter und die Reinheit des Honigs. Und das bedeutet: auch mal gegen Staat und „Agrarlobby“.
Vor allem Genmais steht in der Kritik seines Verbands, des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes DBIB – und so kam es, dass er und der DBIB vorigen Sommer auf einer Website zitiert wurden, die zur Zerstörung eines Genmais-Felds in Brandenburg aufrief. Das wiederum notierten staatliche Überwachungsstellen und schickten Hederer zwei Kripo-Beamte ins Haus. Ob der Imker und seine zumeist ebenfalls gentechnikfeindlichen Kollegen schon länger beobachtet wurden, ist nicht bekannt.
Nach dem halbstündigen Sondierungsgespräch vermeldete das Polizeipräsidium Oberbayern: „Es ist kein Anfangsverdacht für eine strafbare Handlung gegeben.“ Hederer sei nicht erkennbar aktiv an Straftaten beteiligt. „Weitere Kontakte durch die Polizei oder eine Befragung durch den Verfassungsschutz fanden nicht statt.“ Bisher. Denn Hederer will weiter gegen genverändertes Saatgut kämpfen, das seine Bienen in den Honig tragen: „Wir machen auf allen Linien weiter!“, sagte er der taz. Gewalt sei zwar nicht das seine, und das habe er auch den Feldzerstörern gesagt, „aber ein bisserl Rabatz find ich schon richtig, die Staatsstruktur macht schließlich auch Druck“.
Inzwischen ist Hederer nicht nur Chef des DBIB, der rund 550 der etwa 3.500 Berufsimker vertritt, sondern auch im Präsidium des Hobbyimkerverbands, der einen Großteil der 100.000 Imker vertritt. „Das ist eine wahlentscheidende Lobby.“ Und die will er für das Thema Gentechnik sensibilisieren. „Ich lass mich doch nicht einschüchtern von zwei Beamten, des waren sowieso Superkerle. Und die Oberen können mich nicht ängstigen.“
Mehr bedrücken ihn die Verquickungen von Saatgutherstellern und Politik – auch in Bayern, auch in seiner Partei. „Ich führe intensive Gespräche mit den Grünen, das Einzige, wo ich nicht weiterkomme, sind meine Amigofreunde.“ Aber das wird sich auch ändern: Der 58-Jährige ist frisch gewählt als Vorstand der AG Umwelt im CSU-Kreisverband Landsberg am Lech. „Jetzt wird sich unser Kreisvorsitzender, der Wissenschaftsminister Thomas Goppel, mit mir und dem Thema auseinander setzen müssen“, sagt der Mann der Bienen. Und lacht kampflustig. MAX HÄGLER