Autoritärer Ex

Uwe Krupp trainiert das deutsche Eishockeyteam, eine Kapazität. Doch die Mannschaft startet mäßig

TURIN dpa ■ Mit einem unerwarteten Geständnis hat Uwe Krupp die Spekulationen um seine Zukunft im deutschen Eishockey angeheizt. „Ich bin überrascht, wie sehr ich diesen Job mag. Die ganze Sache macht Spaß“, sagte der seit zwei Monaten amtierende Bundestrainer. Zum Olympia-Auftakt in Turin gab es ein 1:4 gegen Tschechien, am Mittwochabend. Krupp besitzt nur einen Vertrag bis zum Saisonende. Selten lässt der fast zwei Meter große, ehemalige Verteidiger solche Einblicke zu wie in der Palasport-Arena.

Seit dem Abstieg bei der WM 2005 steht das deutsche Eishockey unten. Deshalb war Krupp im Sommer als Assistent bei seinem selbst für deutsche Ansprüche erfolglosen Vorgänger Greg Poss eingestiegen. Als der Amerikaner sein nicht einmal 15-monatiges Engagement im Dezember beendete und zu Adler Mannheim wechselte, entschieden sich Krupp und Assistent Klaus Merk, die Arbeit fortzusetzen. Merk schickt die Verteidiger auf das Eis, der zurückgekehrte andere Kotrainer Ernst Höfner die Sturmreihen. Krupp will an der Bande mehr Zeit zum Beobachten haben und greift korrigierend ein.

„Ein Himmelfahrtskommando hätte ich nicht übernommen“, sagte Krupp, „wir haben uns gut gefunden und ein paar Schritte in die richtige Richtung gemacht.“ Die Mannschaft versteht inzwischen sein einfaches, taktisches System, in dem der Mittelstürmer nicht ganz so weit fallen lässt wie üblich. Poss wollte dagegen den Gegner schon in dessen Zone zu Fehlern zwingen und ließ die Mannschaft dadurch zu oft ins offene Messer laufen. Der knorrige Hans Zach legte zuvor mit konsequenter Defensive die Basis für die Viertelfinal-Teilnahmen bei WM und Olympischen Spielen. Beton ist auch in der Palasport-Arena viel zu sehen, aber nicht im deutschen Spiel.

„So viele Unterschiede gibt es nicht“, meinte indes Kapitän Stefan Ustorf. „Der Uwe ist ein extrem positiver Mensch. Er hat nur eine Anforderung: Er will 100 Prozent Arbeit.“ Das war unter Poss nicht anders, doch der hünenhafte Stanley-Cup-Sieger Krupp strahlt wegen seiner Erfolge als Spieler eine Autorität aus, die Poss nicht besaß.

Auch der seit zwanzig Jahren in Amerika lebende Krupp muss sich am Erfolg messen lassen müssen. Ein olympisches Viertelfinale wäre gut für den Ruf, viel wichtiger ist jedoch die B-WM Ende April im französischen Amiens. „2006 ist unsere Mission eindeutig, den Wiederaufstieg zu schaffen“, hatte Krupp vor Olympia erklärt. Dass der 40-Jährige für ein zweitklassiges Team seinen Lebensmittelpunkt aus Atlanta nach Deutschland verlegen würde, scheint zweifelhaft.