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Archiv-Artikel

„Unsinnige Klischees“

RITUALE Jubiläumsgala zum 25-Jährigen des Schmidt Theaters – mit konsequent überregionalem Humor

Von PS
Mirko Bott

■ 41, Musikwissenschaftler, Autor und Regisseur aus Essen, ist seit 2004 Programmchef des Schmidt Theaters.

taz: Herr Bott, Ihre PR-Abteilung bezeichnet das 25-jährige Bestehen des Schmidt-Theaters als „Ereignis von nationaler Bedeutung“. Ist es das?

Mirko Bott: Aber ja doch! Schließlich sind Schmidt Theater und Schmidts Tivoli mit insgesamt 420.000 Besuchern und 920 Vorstellungen pro Jahr das erfolgreichste Privattheater Deutschlands.

Wer kommt zu Ihnen?

Leute aus der ganzen Republik: vom Bodensee bis Flensburg.

Haben alle denselben Humor?

Ich glaube, Humor hat nichts mit der Region zu tun. Sondern damit, ob der Comedian überzeugend und spritzig ist. Ursprünglich wollten wir übrigens Theater nur für Hamburg sein.

Ein Hamburger Theater als Quelle des Humors? Das sagen Sie als Rheinländer?

Ach, diese Klischees vom feierfreudigen, aber oberflächlichen Rheinländer und dem sturen, aber tiefsinnigen Hamburger stimmen ja gar nicht. Es gibt doch überall jede Sorte Leute. Wir sind ein modernes Volkstheater und halten zusammen mit Ohnsorg die Humorfahne hoch.

Welches ist eigentlich das am längsten gespielte Stück?

Die „Heiße Ecke 24“. Die haben wir fast 3.000 Mal gespielt. Die 50er-Jahre-Schlager-Schau fast 1.000 Mal, die 60er-Schlagerschau 700 und die 70er-Schlagerschau 600 Mal.

Kommen da immer dieselben Leute und lachen über dasselbe?

Ja, es gibt etliche, die mir – oder dem Gästebuch – anvertraut haben, dass sie schon zum 30. oder 40. Mal da sind. Die kennen jede Silbe und können genau sagen, ob der Darsteller diesmal zu weit rechts gestanden hat.

Ist dieses Wiederholungsritual eine Stütze in rasanten Zeiten?

Ich glaube schon. Um mit Georgette Dee zu sprechen: „Das Publikum will jedes Mal was Neues sehen, aber es soll so sein wie beim letzten Mal.“ Und mal ehrlich: „Dinner for One“ gucken wir doch auch alle Silvester wieder. Das ist vertraut und erinnert an schöne Zeiten. Warum soll man darin nicht schwelgen?

Aber sehnen Sie sich nicht mal nach etwas Ernstem?

Ich bin nicht sehr melancholisch veranlagt, würde aber bis zur Rente tatsächlich gern mal Verdis „Don Carlos“ inszenieren. Denn eigentlich wollte ich ja überhaupt Opernregisseur werden. Bisher hat man mich aber immer nur Operetten inszenieren lassen.  INTERVIEW: PS

Premiere „Schmidtparade. Jubiläumsgala zum 25-Jährigen“: 19.30 Uhr, Schmidt Theater, Spielbudenplatz 4