: BVG kann sogar Handball spielen
Der Handballclub SV Berliner VG 49 heißt wie sein Hauptsponsor, die Berliner Verkehrsbetriebe. Nach einer Finanzkrise sind künftige Spielzüge erst mal gesichert
Der Abschied steht bevor, und Gunter Funk wird künftig bestimmt öfter Rückschau halten. So wie am Samstagabend, als der Trainer der Handballerinnen vom SV Berliner VG 49 nach einem außergewöhnlich torreichen 40:30 Erfolg gegen Teutonia Riemke den etwa 450 Zuschauern am Mikrofon mitteilte: „Zum ersten Mal in meiner dreijährigen Trainerzeit hat die Mannschaft 40 Tore erzielt.“ Funk weiß, es wird für ihn hier in Lichtenberg, in der Anton-Saefkow-Halle, wahrscheinlich auch das letzte Mal gewesen sein.
Anfang Februar informierte ihn die Vereinsführung darüber, dass sein am Saisonende auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. Warum? Wolfram Eschenbach, Finanzchef des Zweitligisten, umschreibt den Grund mit einem gewissen Schalk bis zur Unkenntlichkeit. Er antwortet: „Funk wollte nicht mehr haben.“ Dass es ums Geld ging, und Funk davon eben auch nicht weniger haben wollte, muss man ihm erst aus der Nase ziehen.
Eschenbach arbeitet als Steuerberater und ist ein Anhänger solider Finanzpolitik. Deshalb gibt er auch nicht mehr aus als er hat. Eschenbach hält Funk zwar für einen ausgezeichneten Trainer, doch er will sich nicht auf das kleinste Abenteuer einlassen. Zu gut erinnert er sich noch an die Schreckensmeldungen vom letzten Dezember. Damals erklärten einige Sponsoren, ihre zugesagten Zahlungen an den SV BVG 49 in insgesamt fünfstelliger Höhe nicht mehr tätigen zu können. Außerdem hielt sich der Hauptsponsor und Namensgeber des Vereins, die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), bedeckt, ob er sein Engagement weiterhin fortsetzen wolle.
Daraufhin, erzählt Eschenbach, musste er immerzu ans Schlimmste denken: an den Lizenzentzug und den Zwangsabstieg aus der Zweiten Liga. Im Januar wendete sich dann alles zum Positiven. Die BVG erklärte, sie werde das Team weiter unterstützen, wenn auch nicht im selben Maße wie zuvor. Eschenbach bahnte Erfolg versprechende Verhandlungen mit vier neuen Geldgebern an. Zudem wird der Verein aller Wahrscheinlichkeit nach 50.000 Euro von der Berliner Spielbank erhalten.
Normalerweise steht das Geld nur Berliner Erstligisten zu. Wenn Landessportbund und Berliner Handballverband, wie zugesagt, dem Club aufgrund seiner hervorragenden Jugendarbeit bescheinigen, dass er Potenzial für den Aufstieg hat, kann auch der Zweitligist vom Glücksspielgeld profitieren. Erstligaträume und Existenzangst liegen erstaunlich nah beieinander.
Der neue Plan des SV BVG 49 heißt „Aufstieg 2008“. Für diese Zielstellung werden laut Eschenbach die nächsten Wochen entscheidend sein. Ein neuer Trainer muss gefunden, die Sponsorengespräche vertragsfest gemacht werden. Und es gilt, eine Reihe auslaufender Spielerverträge zu verlängern. Der derzeit viertletzte Tabellenrang der Berliner Handballerinnen bietet wenig Stoff für Visionen. Doch Eschenbach sagt, die Mannschaft stehe nicht da, wo sie hingehöre. Langwierige Verletzungen von zwei Leistungsträgerinnen hätten das sehr junge Team mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren oft überfordert. Eschenbachs Traum „Erste Liga“ nährt sich von der Hoffnung, das Team zusammenhalten und mindestens zwei Verstärkungen hinzugewinnen zu können. In der Vergangenheit wurden die besten Spielerinnen immer abgeworben. JOHANNES KOPP