: Völkische Meinungen und volle Bierkrüge
DEMO In Hamburg trafen sich rechtslastige Schülerburschenschaf-ten. Das Jahrestreffen des Dachverbandes „Allgemeine Pennäler Ring“ wurde von Protesten begleitet
„Noch so jung und schon so scheiße“ steht auf dem kleinen Plakat, das ein Demonstrant auf der Kundgebung gegen das Jahrestreffen des „Allgemeinen Pennäler Rings“ (APR) hochhält. Mit ihm protestierten am Samstag etwa 200 Demonstranten nahe dem Haus der „Burschenschaft Germania“ in Hamburg. In Winterhude waren die Schülerburschen des ARP zu ihrem bundesweiten „23. Pennälertag“ zusammengekommen.
Schon ab 9 Uhr hatte die Polizei die Straße abgesperrt, an dem Haus hing eine Deutschlandfahne und ein Transparent „Hamburger Burschenschaft Germania… der Fels in der Brandung“. Manche der etwa 100 ankommenden Bürgerschaftler trugen Anzüge, manche auch Mützen. Bereits am Freitag waren die ersten Schülerburschen angereist. Die Hamburger „Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg“ koordinierte den Tag. Der vermutete Grund für das frühe Kommen am Freitag und Samstag: der angekündigte Protest.
Doch am Samstag gaben sich die jungen Männer auf dem Balkon selbstsicher. Sie prosteten mit Bierhumpen den Demonstranten zu, tanzten zu der Protestmusik. Bei einem Redebeitrag einer Demonstrantin über Sexismus in den Burschenschaften, hielten sie eine Pappfigur raus – eine halbnackte Blondine.
Felix Krebs, vom „Hamburger Bündnis gegen rechts“, das die Kundgebung verantwortet, wies auf die Verstrickungen der Chattia und Germania nach ganz weit rechts hin. „Völkisch“ sei die Schülerverbindung. Letzter Vorfall: Im April 2013 hatte die Chattia zu einer Mensurform geladen, bei der auch Minderjährige gegeneinander mit stumpfen Säbeln antreten können. Zu der „Hatz“ kam Björn Neumann, NPD-Kandidat zur Hamburger Bürgerschaftswahl 2011.
Das große Fenster an der Eingangsfront hatte die Schülerburschen mit dunkelroten Vorhängen verschlossen gehalten. Einen Einblick in seine Aktivitäten wollte der APR, der sich als „national-freiheitlich und wehrhafte Pennalkorporation“ versteht, nicht geben. In seinem „Geleitheft der konservativen Jugend“ wird aufgerufen: „Werde Krieger und Arbeiter für Deutschland.“ ANDREAS SPEIT