Oldenburgerin sieht überall „Holocauste“

HOLOCAUST-LEUGNERIN Die Schauspielerin Imke Barnstedt hat sich schon mit Transparenten ablichten lassen, auf denen der Holocaust geleugnet wird. Auf der Homepage ihrer Heimatstadt darf sie dennoch werben

Die „weiteren Holocauste“, die sie ausgemacht hat, leugnet Barnstedt nicht

Muss die Stadt Oldenburg sich von der Schauspielerin Imke Barnstedt distanzieren? Bislang darf sie auf den städtischen Internet-Seiten für ihre Veranstaltungen im eigenen kleinen Theater werben. Aber gegen die 67-Jährige steht der Vorwurf im Raum, sie habe den Holocaust geleugnet. Aus Sicht der Stadt ist das aber nicht nachweisbar. Auf eine Bürgeranfrage antwortete Oberbürgermeister Gerd Schwandner (parteilos), dass dieser Vorwurf sich bisher nicht erhärtet habe. Marco Sagurna, Pressesprecher der Stadt, sagte der taz dazu: „Abschließend ist noch nicht entschieden. Die Überprüfung läuft weiterhin.“

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat hält diese „Zwischenentscheidung“ für unhaltbar. „Eine reine Verzögerungstaktik“, sagt Sebastian Beer von den Grünen. „Es gibt eindeutiges Bildmaterial, in dem Frau Barnstedt den Holocaust leugnet“, sagt er.

Sieben Jahre sind die Aufnahmen alt, auf die Beer anspielt. Im Jahre 2003 nahm Barnstedt auf der Wartburg an einer Aktion des Inner Circle um den HolocaustLeugner und Nazi-Anwalt Horst Mahler teil (taz berichtete). „Den Holocaust gab es nicht“, stand auf einem Transparent. „Die Lüge vernichtet sich selbst“, hielt Barnstedt selbst mit hoch.

Um Klarheit zu erhalten, hatte die Oldenburger Tourismus Marketing GmbH (OTM) Barnstedt unlängst um eine Stellungnahme gebeten. In dem Schreiben, so Schwandner, habe Barnstedt den Vorwurf von sich gewiesen, sie habe den Holocaust geleugnet, und versichert, ihre Programme würden keine Plattform für „ideologische Propaganda“ bieten.

Das Schreiben kennt Beer – und versteht noch weniger, dass keine „Beweise“ da sein sollen. „Frau Barnstedt schreibt, dass sie den Holocaust nicht leugnen würde, sondern sage, man müsse doch mal Fragen stellen und untersuchen, wie viele denn wirklich gestorben seien.“

Diese Argumentation ist Barnstedt nicht zufällig geläufig: Bis 2007 war sie Schatzmeisterin in der „Bauernhilfe“, einer Unterorganisation des „Collegium Humanum“ (CH), in dem Holocaustleugner gemeinsam solche taktischen Aussagen entwickeln. 2008 verbot das Bundesinnenministerium beide Vereine.

Eine andere gängige Argumentation lieferte Barnstedt gerade über ihren Rechtsbeistand: Von der Rechtsextremismus-Expertin Andrea Röpke fordert sie, Äußerungen zurückzunehmen, die bei einer Veranstaltung in Oldenburg am 4. Dezember 2009 gefallen sein sollen und nach denen Barnstedt zu den Holocaust-Leugnerinnen zählt.

In dem Schreiben des Anwalts heißt es, Barnstedt vertrete die Ansicht, „dass es nicht nur ‚einen – den – Holocaust‘, sondern viele“ gegeben habe und gebe. Barnstedt lässt über ihren Anwalt auch gleich wissen, sie leugne die „weiteren ‚Holocauste‘ (Tartaren, Armenier, Indianer etc.)“ nicht. Eine Relativierung der Schoah? „Bitte, das ist selbstverständlich, durch die Gleichsetzung des Holocaust mit anderen Genoziden, eine Relativierung“, meint Beer.ANDREAS SPEIT