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Archiv-Artikel

Finger weg!

Fast 20 Jahre ist es her, dass ich zuletzt beim Coiffeur war, auf Klassenfahrt nach Frankreich. Als Halbwüchsiger mit alterstypischem Strubbelkopf betrat ich den Salon, um ihn zwei Stunden später als geföhnter Gockel mit farbigen Strähnchen wieder zu verlassen – beseelt vom Vorsatz, mich niemals wieder von meiner eigenen Eitelkeit in einen solchen Hinterhalt locken zu lassen.

Dabei habe ich nichts gegen Haare, seien sie nun lang, kurz, abrasiert, verwirbelt, geseitenscheitelt oder gar dreadlockig. Mir egal. Nur Frisuren gehen nicht. Das Haareschneiden ist ein Handwerk, stimmt’s? Wer also Handwerkern gestalterische Freiräume lässt, darf sich später nicht wundern, wenn es beim Betrachten alter Fotos immer wieder heißt: „Fuck! Wie sahst DU denn damals aus …?“

Offen gestanden hätte ich gerne ausgesehen wie der Bassist von Metallica: Nur wenn er den Kopf ruckartig zur Seite warf, flog die lange Heavy-Metal-Mähne mit – und gab kurz den Blick frei auf einen an der Seite schön fies ausrasierten Schädel.

Also ließ ich meine Haare ganz antiautoritär einfach drauflos wachsen. Weil sie bald in alle Richtungen abstanden, bändigte ich sie per Pferdeschwanz oder mit niedlichen Pippi-Langstrumpf-Zöpfchen. Vielleicht gingen mir meine Haare heute bis zum Arsch, würde ich nicht so gerne und ausdauernd Moped fahren: Dabei verknotet sich die frei flatternde Pracht so nachhaltig, dass selbst ein Udo Walz betroffen schweigen würde. Nur mein elektrischer Langhaarschneider, der summt und summt und summt. ARNO FRANK