: Bremens gläserne Decken
DISKUSSION Das frauenpolitische Forum der Bremer evangelischen Kirche befragt die Sozialsenatorin
■ ist Frauenbeauftragten der Bremer evangelischen Kirche (BEK).
taz: Einen Tag nach dem Frauentag laden Sie Sozialsenatorin Ingelore Rosenkötter von der SPD zu einer Diskussion. Was sind die Themen am „Day after“?
Jutta Schmidt: Wir wollen sie nach der Umsetzung des Hartz IV-Urteils für Bremen fragen, aber auch anderen sozialpolitischen Handlungsfeldern. Es stellt sich beispielsweise die Frage, welche Haltung die Sozialpolitik gegenüber einem Hochschulstudium für Erzieherinnen einnimmt. Bislang ist das ein typischer Sackgassen-Beruf mit wenig Aufstiegsmöglichkeiten bei steigenden Qualitätsansprüchen. Des Weiteren erleben wir in den Beratungsstellen immer mehr junge Frauen, die sich beruflich zwischen Prekariat oder Kinderkriegen entscheiden können. Und wir wollen die Senatorin auf die Problematik Frauenhandel und Zwangsprostitution ansprechen: In Bremen wird die entsprechenden Beratungsarbeit von der Inneren Mission geleistet, aber der städtische Zuschuss, der das mit ermöglicht, ist nicht fest im Haushalt verankert.
Das sind viele Themen. Wie groß ist Ihr Netzwerk, das frauenpolitische Forum der Bremer evangelischen Kirche?
Im Adressverteiler haben wir etwa 130 Frauen, aber wir laden auch darüber hinaus ein. Der Bedarf ist groß. Es gibt nach wie vor die ungleiche Bezahlungen und gläserne Decken – also männliche Seilschaften, die den Aufstieg von Frauen verhindern. Das erleben wir auch in Bremen.
Auch in der Kirche?
In der Verwaltung, in der ich arbeite, haben wir das überwunden. Aber es gibt sicherlich Gemeinden, in denen patriarchale Ordnungen noch lange nachwirken. Gleichstellungspolitik darf vor der Kirche nicht halt machen. Fragen: HB
„Hart am Wind?!“: Sozialpolitische Diskussion im Forum Kirche, Hollerallee 75. Beginn: 19.30 Uhr