: Grüne gegen grünen Pfeil
Verkehr An zu vielen Stellen in Bremen sei das Schild unfallprovozierend, so die Grünen
Langsam fährt der grüne Hochdachkombi nach kurzem Zwischenstopp an der Haltelinie bei Rot über die Fußgängerfurt und biegt ab, völlig legal, die Ampel beim Bürgerhaus Weserterrassen hat einen grünen Pfeil. Die Fahrerin desselben Modells in Rot weiß offenbar nicht, dass dieser dazu berechtigt, trotz Rotphase rechts abzubiegen. Und der Fahrer eines schwarzen Kleinwagens wiederum hat keine Ahnung, dass er trotz grünen Pfeils anhalten muss, um kreuzende FußgängerInnen und RadfahrerInnen nicht zu gefährden. Er brät einfach weiter.
Ralph Saxe, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, steht daneben und erklärt, warum sich seine Fraktion dafür einsetzt, einen großen Teil der 50 grünen Pfeile in Bremen abzumontieren, weil sie schwächere VerkehrsteilnehmerInnen gefährden. Entweder weil AutofahrerInnen abbiegen ohne zu stoppen – dass sie dies müssen, sei 70 Prozent der AutofahrerInnen gar nicht bekannt, so Saxe. Häufig könnten sie aber auch aufgrund parkender Autos gar nicht erkennen, ob jemand kreuzt.
Nach der gültigen Rechtslage dürfen grüne Pfeile gar nicht aufgestellt werden, wenn Radfahrerinnen aus beiden Richtungen die Straße überqueren – und zwar unabhängig davon, ob dies erlaubt oder verboten ist. Beispiele dafür finden sich in Bremen reichlich: Unter anderem an den Weserterrassen oder am Parkhaus in der Martinistraße, wo rechtsabbiegende Autos regelmäßig die Fußgängerüberquerung blockieren.
Besonders gefährlich seien die grünen Pfeile auch für Sehbehinderte, sagt Saxe.
Warum die Grünen nicht gleich die grundsätzliche Abschaffung des grünen Pfeils fordern? „Kann man machen“, sagt Saxe, „aber dazu wollen wir erst noch einmal genauere Unfallstatistiken haben.“ Vorteile könne es an staugefährdeten Stellen geben, so der Verkehrspolitiker. Ob Sprit eingespart würde, sei umstritten und die Feinstaubbelastung wegen des hektischen Anfahrens eher erhöht. Und dann sagt Saxe noch: „Das ist ein hoch emotionales Thema.“ Im Online-Portal „Bremen Bewegen“ des Verkehrssenators hätten sich zwei Drittel für den grünen Pfeil und ein Drittel dagegen ausgesprochen.
Den grünen Pfeil gab es in der DDR seit 1978. In den alten Bundesländern steht er seit 1994 in der Straßenverkehrsordnung. Weil sich Unfälle häuften, wurden in vielen Kommunen die Schilder nach Anbringen wieder abgeschraubt. Außerdem schränken Verwaltungsvorschriften das Aufstellen stark ein. In Bremen werden diese Vorschriften laut Saxe an vielen Stellen missachtet. EIB