: Käpt’n Tiefensees Wille
Seelotsen von der Weser dürfen nicht sparen wie sie wollen: Das Bundesverkehrsministerium will ihren Modernisierungs-Bedarf durch eine neue Technologie decken, die modern ist, ziemlich teuer – und den Zweck verfehlt
Eine schicke, neue und vor allem teure Technologie sollen sie bekommen. Komplett vom Staat finanziert. Sie wehren sich dagegen. Aber bislang vergeblich: „Ich habe das Gefühl, wir sind die einzige Organisation in Deutschland, die darum bittet, weniger Geld ausgeben zu dürfen“, fasst Stephan Blasshofer, Ältermann der Lotsenbrüderschaft Weser II/ Jade, den abstrusen Vorgang zusammen. Das Bundesverkehrsministerium nämlich plant eine Umrüstung der Bremerhavener Seelotsen-Flotte auf so genannte SWATH-Tender – kleine Schiffe mit einer besonderen Rumpfform, welche anstelle eines Hubschraubers die Lotsen zum einlaufenden Dampfer bringen. Blasshofer bezeichnet den Vorstoß aus dem Hause Tiefensee als „wirtschaftlichen Unsinn“. Zwar ist die Ausstattung der Seelotsen in diesem Gebiet wirklich veraltet. Sie muss bis zum Ende des Jahres modernisiert werden. Aber: für den Einsatz in der Weser sei die SWATH-Technologie ungeeignet.
Die Seelotsen von der Weser können sich nicht erklären, wie die Pläne zustande gekommen sind – sie selbst habe niemand gefragt, welche Ausrüstung sie benötigen. Gestern haben sie ein eigenes Konzept für die Lotsen-Versetzung vorgestellt: Sie setzen auf die größtmögliche Auslastung ihres Hubschraubers.
Nach eigenen Rechnungen wäre das nicht nur zweckmäßiger, sondern auch, auf zwölf Jahre hochgerechnet, um 3,86 Millionen Euro billiger als die geplante Umstellung auf SWATH. Was aber spricht dagegen? Das Verkehrsministerium konnte dazu gestern keine Auskunft geben.
„Das Verfahren ist obskur“, kritisiert Rainder Steenblock, Grünen-Bundestagler aus Pinneberg gestern in Bremen. Im Verkehrsministerium in Berlin würde gegen den Fachverstand entschieden. Er fühle sich „veralbert“, so Steenblock, wenn er Papiere zum „durchwinken“ vorgelegt bekomme, ohne dass vorher Gespräche mit den Personen gab, die von diesen Entscheidungen betroffen sind.
Zusammen mit der Lotsenbrüderschaft Weser II / Jade fordern die Grünen nun eine Offenlegung der Kostenrechnung des Verkehrsministeriums. Vor der endgültigen Entscheidung über den Bundeshaushalt Ende des Jahres sollte nach Ansicht der Grünen das Verkehrsministerium das Konzept der Lotsenbrüderschaft prüfen und Stellung dazu beziehen.
Katja Früchtenicht