TU entschuldigt sich für ihre Vergangenheit

ANTISEMITISMUS Eine Studie informiert über die Rolle der Technischen Universität im Nationalsozialismus. Sie habe „in wesentlichem Maße Schuld auf sich geladen“, sagte Universitätspräsident Jörg Steinbach

Die Technische Universität Berlin hat sich für die Vertreibung jüdischer Wissenschaftler und Studenten in der NS-Zeit entschuldigt. Die Hochschule habe „trotz ihrer langen humanistischen, pluralistischen Tradition in einem wesentlichen Maße Schuld auf sich geladen“, sagte der Präsident der Technischen Universität (TU), Jörg Steinbach, am Mittwoch bei der Präsentation neuer Forschungsergebnisse über die Technische Hochschule, die Vorgängereinrichtung der TU in der NS-Zeit.

Die Hochschule habe zwischen 1933 und 1945 jüdische und politisch missliebige Wissenschaftler und Studenten diskriminiert, denunziert, aus dem Hochschulbetrieb ausgegrenzt und vertrieben sowie deren Promotionen verhindert und ihnen die akademischen Grade und Ehrenwürden entzogen, sagte Steinbach.

Wissenschaftler entlassen

An der Technischen Hochschule Berlin wurden der Studie zufolge von 1933 bis 1938 mindestens 107 Wissenschaftler aus „rassischen“ oder politischen Gründen entlassen. 69 Betroffene versuchten, im Ausland wissenschaftlich Fuß zu fassen. Dies sei jedoch nur selten gelungen, hieß es. Drei der vertriebenen Wissenschaftler seien in Konzentrations- und Vernichtungslagern ums Leben gekommen, andere nahmen sich aus Verzweiflung das Leben.

Die Historikerin und Autorin der Studie „Diskriminierung, Ausgrenzung, Vertreibung: Die Technische Hochschule Berlin während des Nationalsozialismus“, Carina Baganz, betonte, dass sowohl Studierende als auch Professoren und Dozenten früh Sympathie mit der NS-Ideologie gezeigt hätten. Die politische Gleichschaltung an der Hochschule sei nicht unter Zwang, sondern vorauseilend geschehen.

Zudem habe die TH während des Zweiten Weltkriegs auch Zwangsarbeiter für sich arbeiten lassen, hieß es weiter. So seien dort 1941 mindestens 140 Zwangsarbeiter beschäftigt worden, darunter überwiegend Männer, Frauen und Kinder aus der Ukraine, sagte die Historikerin Baganz. Sie mussten beispielsweise Schäden beheben, die durch Luftangriffe an Gebäuden der Hochschule entstanden waren.

Die Technische Hochschule Berlin bestand von 1879 bis 1945. 1946 wurde dann die Technische Universität Berlin neu gegründet. (epd)