: Wie Ernie ohne Bert
FUSSBALL RTL schnappt ARD und ZDF die Rechte für die EM- und WM-Quali 2016 und 2018 weg
So kurzfristig hatten die RTL-Verantwortlichen keinen Trailer mehr basteln können, und so ging die Nachricht des Tages bei der Programmpräsentation des Privatsenders im Hamburger Hotel Atlantic am Mittwoch fast ein bisschen unter: RTL hatte sich erst am Morgen alle 20 Qualifikationsspiele der deutschen Nationalmannschaft für die EM 2016 und die WM 2018 gesichert. Wie viel die Kölner der Uefa für das Rechtepaket genau zahlen, war nicht zu erfahren. Teuer ist es sicher. Mit heißer Nadel gestrickt, lag dann am Ausgang eine Pressemitteilung bereit, in der Programmgeschäftsführer Frank Hoffmann jubelt: „Endlich wieder großer Fußball bei RTL!“
Zwar hatte der Sender bereits bei den Weltmeisterschaften 2006 und 2010 insgesamt zwölf Vorrunden- und zwei Achtelfinalbegegnungen übertragen, doch immer ohne deutsche Beteiligung. Die Nationalelf schien untrennbar mit den Öffentlich-Rechtlichen ARD und ZDF verbunden.
Mit seinem Coup hat RTL diese Allianz durchbrochen. Für viele Fans ist das so schwer vorstellbar wie eine Trennung von Ernie und Bert. Das legendäre ARD-Duo Delling/Netzer, das ZDF-Trio Kerner/Klopp/Meier, der Wutausbruch von Rudi Völler bei Waldi Hartmann, der knarzige Kommentator Béla Réthy – wer sich nur ein bisschen für Fußball interessiert, kennt sie alle.
Für die Ausgebooteten ist das ein herber Rückschlag. Entsprechend verschnupft reagierten ARD und ZDF in einer gemeinsamen Erklärung, in der sie RTL zwischen den Zeilen als Preistreiber kritisierten: ARD und ZDF hätten sich „mit einem fairen und marktgerechten Angebot um die Übertragungsrechte beworben, aber auch gemeinsam eine klare finanzielle Obergrenze definiert“.
Bis September 2014 hat RTL nun Zeit, sein Nationalelfteam zusammenzustellen. Wenn es so distanzlos läuft wie mit den Klitschkos, werden DFB und RTL richtig dicke Kumpel. DENK