KURZKRITIK: HENNING BLEYL ÜBER „MIEDER & MILLIONEN“ : Blaumeier auf der Reise
Blaumeier ist im doppelten Sinn auf der Reise: Die aktuelle Produktion „Mieder & Millionen“ beginnt auf einem Flughafen, ästhetisch gesehen setzt das Waller Atelier dabei auf einen neuen Ansatz. Parallel zu den Masken und zum zuletzt eher am klassischen Bühnenformat orientierten „Ensemble“ entwickelt sich eine Art szenischer Clownerie.
Deren Kennzeichen ist unter anderem die große, ausgestellte Geste. Wenn Sven Halberstadt den Verlust seines Koffers mit einer gern wiederholten ganzkörperlichen Trauerpose beklagt, setzt er damit nicht nur einen komplexen Plot voller Wirrnisse samt finaler Beerdigungszeremonie in Gang. Sondern signalisiert auch unübersehbar: Im Clownstheater gewinnt Blaumeier eine weitere, ebenso produktive wie rotnasenfreie Ausdrucksform hinzu. Hinter dieser Entwicklung stehen die RegisseurInnen Andrea Herbst und Lars Meyer, der ein gelernter Clown ist. Herbst wiederum hat die Chancen dieses Genres bereits mit ihren „Süßen Frauen“ angetestet.
Auch das Bühnenbild setzt ungewohnte Akzente: Statt üppiger Dekorationen und Werkstatt-Kreationen arbeitet es mit radikaler Abstraktion. Drei Tafeln und Kreide übernehmen die Verortung der Szenen. Durch stetiges Wandern im Raum entsteht eine bemerkenswert stimmungsvolle Choreografie dieser sparsamen Bühnenelemente.