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Archiv-Artikel

Retten und den Müll wegbringen

Weil an der Bremer Universität so viele Experten in Sachen Informatik und Robotik arbeiten, hat hier das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz eine Filiale eröffnet

Bremen taz ■ Wenn Aimee sich auf ihre langen Beine stellt und ein paar Schritte geht, knarrt und quietscht es an allen Ecken. Dass sie sich überhaupt bewegen kann, verdankt sie den unzähligen Schrauben, die ihre Glieder zusammenhalten und den bunten Kabeln, die das Nervensystem nachahmen. Sie kann laufen und kriechen, in gewisser Weise auch sehen, und wenn sie mit den entsprechenden Sensoren ausgestattet wird, kann sie Wärmequellen finden. Fühlen kann sie nicht. Doch das ist ganz normal, denn Aimee ist ein Roboter – eines der Forschungsprojekte, die der Uni Bremen zu einer Kooperation mit dem weltweit größten Forschungszentrum auf dem Gebiet der Robotertechnik verholfen hat.

Gestern wurde an der Universität ein Labor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) eröffnet. Das Institut mit weiteren Standorten in Saarbrücken und Kaiserslauten kam nach Bremen, weil die Uni Bremen in Sachen Robotik weit vorne sei, so ein DFKI-Offizieller. Jetzt sollen Elektrotechniker, Mechaniker und Informatiker Roboter wie Aimee vom Reißbrett bis zum Prototypen planen und entwickeln. Bisher bastelten Mitarbeiter und Studierende der Uni bereits an Robotern, die im Weltraum oder unter Wasser eingesetzt werden können. Dazu kommen jetzt so genannte Serviceroboter, wie etwa automatische Kellner, und sichere kognitive Systeme. Damit ausgestattete Rollstühle können zum Beispiel durch eine Wohnung steuern ohne vor Wände und Schränke zu fahren.

Aimee dagegen ist eine Rettungsmaschine. Wenn Menschen in eingestürzten Turnhallen verschüttet werden, können sie mit Aimees Hilfe aufgespürt werden, ohne dass sich Spürhunde oder Feuerwehrmänner in Gefahr begeben müssen.

Zudem werden hier so genannte Assistenzsysteme entwickelt, erklärt Dirk Spenneberg vom DFKI: Roboter beispielsweise, die älteren Menschen aus dem Bett helfen, den Müll rausbringen oder Tabletts tragen. Vorstellbar sei, glaubt Spenneberg, dass solche Systeme in fünf bis zehn Jahren für den Hausgebrauch fertig sind. Fraglich sei nur, ob sie für den einzelnen finanzierbar seien.

Das Land Bremen zahlt für das neue Aushängeschild rund 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Den Löwenanteil der Finanzmittel holt die DFKI als Drittmittel unter anderem aus EU-Töpfen und den Kassen der Kooperationsunternehmen. „Unsere Plan ist, dass zukünftig für jeden Euro, den das Land gibt, das 13-fache an Drittmitteln eingeholt werden kann“, sagt Spenneberg. Von der Einrichtung des Labors verspricht sich Spenneberg außerdem 20 neue Arbeitsplätze bis 2008 und die Gründung neuer Unternehmen aus Projekten des DFKI.

Ach ja, wir sind übrigens nicht nur Papst. Die Weltmeister im Roboterhundefußball 2005 kommen unter anderem aus Bremen und hoffen auf eine Titelverteidigung beim Robo-Cup, der Weltmeisterschaft 2006. Die findet im Juni in Bremen statt.

Jeanette Simon