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Archiv-Artikel

Wochenübersicht: Bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Schwarze Jungfrauen“, HAU 3, ab 17. 3.
„Ümzüge“: Prime Time Theater, ab Freitag

Der Industrielle Ezra Mannon kommt aus dem amerikanischen Bürgerkrieg, wo er als siegreicher General die Armee der Nordstaaten befehligt hat. Mannons Frau Christine hat sich jedoch inzwischen mit seinem Cousin Adam Brant getröstet und vergiftet den ungeliebten Gatten. Tochter Lavinia und Sohn Orin nun verfolgen in Eugene O’Neills schwerblütiger Trilogie das sündige Paar mit Rache und werden dabei selbst Teil der fatalen Mechanik aus Vergeltung und neuer Schuld – ein Thema, dessen Blutspur auch Steven Spielbergs Film „Munich“ durchzieht. In der Schaubühne inszeniert jetzt Thomas Ostermeier die wieder hochaktuelle amerikanische Orestie „Trauer muss Elektra tragen“. Die Frage, wann der zivilisierte Wohlstandsmensch zum Tier mutiert, hat in ihrer ersten Theaterarbeit „Otobüs“ auch die preisgekrönte Filmregisseurin Ayse Polat beschäftigt. Schauplatz der Versuchsanordnung ist ein Reisebus mit deutschen Urlaubern in der Türkei, der Entführern in die Hände gefallen ist. Mit dieser Produktion geht im HAU das Festival „Beyond Belonging. Migration“ in die nächste Runde. Ein Rahmen, in dem auch der Filmer Neko Çelik zum ersten Mal für das Theater gearbeitet hat und Feridun Zaimoglus und Günter Senkels Musliminnenmonologe „Schwarze Jungfrauen“ inszenierte, die auf der Basis von Gesprächen mit jungen muslimischen Frauen in Deutschland entstanden sind. „Ümzüge“ heißt passend zu entsprechenden Aktivitäten im richtigen Leben Folge 36 der Theatersoap „Gutes Wedding, schlechtes Wedding“, wo man die unterschiedlichsten Aspekte der Migrationsproblematik eher lakonisch und mit praktischem Humor untersucht. Damit geht am Freitagabend nicht nur die 6. Staffel der großartigen Sitcom an den Start, sondern es wird auch die neue Spielstätte des Theaters in der Müllerstraße 163b eröffnet.

„Otobüs“: HAU 2, 4., 5. und 7. bis 10. 3.
„Trauer muss Elektra tragen“: Schaubühne, ab Samstag