„Das provoziert“

REDEN PolitikerInnen, StudentInnen und Publikum diskutieren über den Sinn und die Zukunft der EU

■ 28, Referent im Verein Bürger Europas e.V., möchte viele Bürger für die Debatte über die Zukunft der EU begeistern.

taz: Herr Krakowiak, Mitgliedern von Debattierclubs wird oft nachgesagt, sie seien Nerds, also Sonderlinge. Was antworten Sie da?Christoph Krakowiak: Sympathische Nerds. Zum Debattierclub gehen viele Menschen, weil sie gerne reden. Wenn man keine Lust hat zu reden, hat man im Debattierclub nichts zu gewinnen. Aber ich würde das nicht negativ, sondern positiv sehen, weil man die Möglichkeit hat, sich über Themen auszutauschen, die in unser aller gesellschaftlicher Interesse liegen.

Wie begeistern Sie junge Menschen heute fürs Debattieren?

Einerseits über ein spannendes Thema, das vor allem junge Menschen anspricht. Andererseits über die Methode selbst und die Möglichkeit, sich rednerisch und inhaltlich zu verbessern.

Und die EU ist so ein spannendes Thema? Interessieren sich heute nicht wenig junge Menschen für die Zukunft Europas?

Das stimmt schon. Aber wenn man mit Angeboten auf junge Menschen zugeht, stößt man schon auf Interesse. Aber viele sehen keine Möglichkeit, sich in gesellschaftliche Debatten einzumischen. Hier schaffen wir ein zeitlich begrenztes Projekt, das junge Menschen wieder an solche Themen heranführt. Sie können sich einbringen, haben Zeit für kritische Statements und können direkt die Entscheidungsträger aus der Politik befragen. Veranstaltungen, bei denen man nur brav da sitzt und zuhören kann, bringen genauso wenig, wie allgemeine Aufrufe, die Jugend solle sich um Politik kümmern.

In der heutigen Debatte geht es um „weniger Markt, mehr Soziales in der EU“. Warum?

Es ist ein Thema, das vor allem provozieren soll. Ist Europa wirklich nur ein Wirtschaftszusammenschluss oder ist es viel mehr? Was ist mit sozialen Themen? Und weiter gedacht: Was ist Sinn und Zweck dieses ganzen Vorhabens?

Wollen Sie „weniger Markt und mehr Soziales“ für Europa? Ich würde sagen, dass Europa beides leisten kann und muss. Es geht um Balance und die Frage, wie viel man in Europa wofür tatsächlich braucht. Diese Frage können aber nur die Europäerinnen und Europäer selbst beantworten, das sollte man nicht den Politikern überlassen. Deswegen sollten wir darüber sprechen. INTERVIEW:
MIRIAM KERN

Offene Debatte zur Zukunft der EU mit dem grünen Bundestagsabgeordneten Manuel Sarrazin und dem FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Robert Bläsing: 18.30 Uhr, Uni Hamburg, Raum 221, Edmund-Siemers-Allee 1