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Archiv-Artikel

Neue Schulen ohne Geld und ohne Mitsprache

Anhörung zu Berufsschulen: Experten warnen, Reform nicht für lau zu haben. Schüler und Lehrer seien einzubeziehen

Einmal mehr ist Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) mangelnde Beteiligung von Lehrern, Eltern und Schülern bei der Reform der Beruflichen Schulen vorgeworfen worden. Mehrere Sachverständige kritisierten bei einer Anhörung im Schulausschuss der Bürgerschaft am Mittwochabend, der Reformprozess sei von Beginn an durch den Senat gesteuert worden. Der von der CDU geladene Experte Reinhold Weiß vom Bundesinstitut für Berufliche Bildung warnte, ohne zusätzliches Geld drohe die Reform zu scheitern.

Hamburgs 46 Berufsschulen sollen einem neu zu gründenden Institut für Berufliche Bildung (HIBB) unterstellt werden. Der Senat meint, ihnen so mehr Automie zu gewähren und die Kooperation mit Betrieben zu verbessern. Im HIBB-Kuratorium stellt die Wirtschaft die Hälfte der Mitglieder ebenso wie in den Schulvorständen, die die Schulkonferenzen ablösen. Schüler und Lehrer verlieren Mitbestimmungsrechte. Im Mai soll das Parlament die Novelle durchwinken. Die Opposition lehnt sie ab. Auch die Lehrer wehren sich.

Warum, das machte Hartmut Schulze im Ausschuss klar. Der Leiter der Schule G 12 bemängelte, die Umstrukturierung werde ohne vorherige Stärken-Schwächen-Analyse der Lehrstätten und zu eilig durchgesetzt. Auch komme die Verbesserung der pädagogischen Arbeit „viel zu kurz“. Zudem äußerte Schulze massive Zweifel daran, dass die neuen Gremien mit Ehrenamtlichen aus der Wirtschaft gefüllt werden können: „Die künftigen Anforderungen an die Wirtschaft werden extrem unterschätzt.“

Als weiteren Grund für die breite Ablehnung unter den Lehrern nannte Schulze deren „geringe Einbeziehung“: Die Reform sei früh „durch politisch gesetzte Eckpunkte“ kanalisiert worden. Unterstützt wurde seine Kritik von Elternvertreterin Anne Pinkepank und DGB-Jugendsekretär Olaf Schwede: „Wir wurden immer nur über Feststehendes informiert“, so Pinkepank.

Schwede sagte, mit ihrem Gesetz sei Dinges-Dierig auf „dem falschen Dampfer“, da sie sich mit den „Akteuren vor Ort“ nicht abstimme und die tatsächlichen Probleme nicht angehe: Aus Schülersicht sei vor allem die Ausstattung der Schulen und die Unterrichtsqualität mangelhaft. Außer einer Schwachstellenanalyse fehle eine Auswertung des laufenden Modellversuchs.

Der Vertreter des Präsidenten des Bundesinstituts für Berufliche Bildung, Weiß, empfahl, die Umstrukturierung dauerhaft wissenschaftlich begleiten zu lassen, da „Sie mit ihr bundesweit wahrlich Neuland betreten“. Große Bedenken äußerte Weiß nur beim Thema Geld, von dem der Senat kein zusätzliches bereitstellen will. „Wenn man die Qualität steigern möchte, muss man auch mal Geld in die Hand nehmen“, mahnte der Bonner. Ihm scheine, der Senat wolle die Neuerungen „durch Abzüge bei den Lehrerkapazitäten“ durchsetzen. Eva Weikert