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Archiv-Artikel

Das müssen Sie wissen

Vogelgrippe aktuell: Die Katze keulen? Die Tochter „Tamiflu“ nennen? taz zwei liefert endlich die wichtigsten Antworten auf die drängendsten Fragen zum beunruhigendsten Thema des Jahres

VON Claus Centurier UND Reinhard Erpler

Die Vogelgrippe ist bei Katzen und in Bayern angekommen. Was Sie jetzt wissen müssen, um sich, Ihre Familie und Ihre Haustiere zu schützen: taz zwei beantwortet die wichtigsten Fragen. Landtierarzt Claus Centurier aus Brandenburg und Reinhard Erpler vom Sigrid-Loeffler-Institut in Heppenheim geben Auskunft.

Soll ich meine Katze vorsorglich keulen?

Erpler: Da eine Übertragung Vogel zu Katze zu Mensch zwar noch nie beobachtet wurde, aber ein gewisses Restrisiko nicht auszuschließen ist, sollte man über eine Keulung nachdenken. Bitte wenden Sie sich hierfür unbedingt an einen zertifizierten Fachbetrieb. Von einer Keulung durch die Metzgerei um die Ecke ist dringend abzuraten.

Kann man mit seiner Katze noch von einem Teller essen?

Centurier: Wenn Sie schon bisher das Futter mit Ihrer Katze geteilt haben, Brekkies, Schnucki oder das eine oder andere Döschen Kitekat, sind sie vermutlich ohnehin gegen alles immun.

Erpler: Unter Einhaltung gewisser Vorsichtsmaßnahmen ist dies auch weiterhin möglich. Bitte verwenden Sie Schutzkleidung und leicht zu reinigendes Geschirr und Essbesteck. Eine prophylaktische Einahme von Neuraminidase-Hemmern ist mit dem Hausarzt abzuklären.

Was passiert, wenn ein BSE-verseuchtes Rind mit den Innereien einer Vogelgrippe-Katze spielt?

Erpler: In der Tat ist bei von der Bovinen Spongiformen Enzephalopathie befallenen Rindern ein solches artuntypisches Verhalten schon beobachtet worden. Die betroffenen Landwirte sollten unbedingt die zuständigen Veterinärämter informieren und wenn möglich die verseuchten Innereien durch Plastikattrappen ersetzen.

Fallen dieses Weihnachten die Grippenspiele aus?

Erpler: Angesichts des Präventivprogramms der Bundesregierung ist dieses Szenario unwahrscheinlich. Dennoch sollten Sie vorsichtshalber auf handgeschnitzte Holzfiguren der Gattung Esel und Schaf zurückgreifen. Billigimporte aus Asien unbedingt meiden!

Ist Katzenfleisch noch roh verzehrbar, oder muss es vorher gut durchgebraten werden?

Centurier: Beinharte Sushi-Fans, die ihre Bissen ohnehin in Sojasoße zu ertränken pflegen, brauchen sich nur geringfügig umzustellen. Die Sojasoße wird durch Formalin ersetzt, das macht die Mahlzeit ziemlich virensicher. Das Zeug beißt zwar etwas in Nase und Augen, aber dem lässt sich leicht mit Schwimmerbrille und Nasenklemme abhelfen. Sie haben gehört, Formalin sei krebserregend, nun es ist eine Frage der Risikoabwägung, Grippe gleich oder Krebs später.

Erpler: Katzenfleisch sollte grundsätzlich nicht roh genossen werden. Achten Sie bei der Zubereitung daher unbedingt darauf, dass eine Kerntemperatur von mindestens 70 Grad erreicht wird.

Zahlt die Versicherung auch, wenn ich keine Atemschutzmaske trage, wenn ich mit meinem Kind spiele, das möglicherweise mit einer Katze gespielt hat, die möglicherweise mit einem Vogel gespielt hat, der möglicherweise mit der Vogelgrippe infiziert ist?

Erpler: Ganz klar nein. Betroffene, die sich ungeschützt dem Risiko einer Infektion aussetzten, müssen die Folgekosten einer Vogelgrippe-Erkrankung selbst tragen. Unklar ist noch, ob dies auch für die Schutzimpfungen der Bundesregierung zutrifft.

Erlaubt das Standesamt, dass ich meine Tochter „Tamiflu“ nenne?

Erpler: Da es sich bei „Tamiflu“ um einen eingetragenen Markennamen der Firma Roche handelt, sind rechtliche Probleme nicht unwahrscheinlich. Weichen Sie in diesem Fall einfach auf die ungeschützte Wirkstoffbezeichnung „Oseltamivir“ aus.

Muss das Lied „Katzeklo“ aus dem Radio verbannt werden?

Erpler: Über die Auswirkungen audioinformatorischer Reize auf das H5N1-Virus ist wenig bekannt. Eine amerikanische Studie lieferte unlängst Hinweise, dass exzessiver Genuss ethnomusikalischer Klangbilder den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Wir empfehlen daher wenn möglich auf die einschlägigen Volksmusiksender zu wechseln. Ein Verbot tiernaher Kompositionen wäre beim derzeitigen Stand der Wissenschaft aber verfrüht.