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Archiv-Artikel

Heiße Suppen ersetzen die Tränen

Ein internationales Trauerfest zeigt die Vielfältigkeit des Trauerns – das gar nicht immer nur traurig ist

Bremen epd ■ Manchmal schmeckt die Klage um einen Verstorbenen süß – so süß wie die Datteln im Iran. Um dem Trauernden die schwere Zeit ein wenig zu erleichtern, sind in vielen arabischen Ländern kandierte Früchte und Nüsse beliebt. „Bitter ist schon der Tod“, sagt die Kulturwissenschaftlerin Cordula Caspary. Am Freitagabend inszenierte sie mit Künstlern aus sechs Ländern in der Bremer Immanuel-Kapelle erstmals ein „Trauerfest“ mit Musik, Lyrik und Speisen aus verschiedenen Kulturen. Motto: „Wie süß schmeckt die Klage – wie bitter klingt der Tod.“

Ein erdiger Grundton erfüllt den fast 100-jährigen Kirchenraum, bevor Musiker mit ungewöhnlichen Instrumenten zeigen, wie sich die Trauer in ihrer Heimat anhört. Auf eine fröhliche Bambusflöte und eine zärtliche Setar folgen Klangkaskaden aus dem Piano, mal wogend, mal aggressiv, mal verzweifelt.

Bald füllt ein Saxophon im Zusammenspiel mit der Orgel und Johann Sebastian Bachs „Herzlich tut mich verlangen“ so traurig und voller Sehnsucht die Akustik der Kapelle, dass sich nach dem letzten Ton über lange Sekunden keine Hand rührt. „Man darf ruhig klatschen“, weckt der chilenische Sänger und Instrumentalist Ulli Simon das Publikum aus der Trance.

Unterstützt von Kultur- und Sozialbehörde hat der Bremer Arbeitskreis „In fremder Erde“ ein Trauerfest mit allen Sinnen organisiert, zu dem nach Musik und Texten auch Speisen und Düfte aus aller Welt gehören. Auf dem Buffet liegt ungesäuertes Brot aus der orthodoxen Tradition Russlands, wo die Trauer eher mit Fasten als mit Essen verbunden wird. Daneben duften Speisen aus arabischen Ländern. „Sie sollen die Sinne anregen“, erläutert Cordula Caspary, die auch als Bestatterin arbeitet. „So helfen sie dem Trauernden, den Weg zurück ins Leben zu finden.“

Suppen nach deutscher Tradition gibt es auch, kräftigend und dennoch leicht verdaulich. „Sie sind warm und nahrhaft, man hat nicht viel zu kauen – und sie ersetzen Flüssigkeit, die durch das Trauern verloren gegangen ist“, sagt Caspary. Auch für die jüdische Sitte, rundes Brot ins Trauerhaus zu bringen, hat sie eine Erklärung: „Gemeinsam das Brot des Lebens teilen, damit der Trauernde nicht am harten Brot der Trauer erstickt.“ D. Sell