nicht verpassen! : Hello, Lenin
Im Fernsehen krachen zwei Flugzeuge ins World Trade Center, immer und immer wieder. Die Katastrophe wird zum Menetekel, zum grausamen Auftakt eines Kulturkampfs im Fadenkreuz des westliche Kapitalismus.
Es ist der 11. September 2001, am Set von „Goodbye, Lenin!“ ist gerade die DDR endgültig untergegangen. Die Realität aber ist einen gewaltigen Schritt weiter und stellt selbst den bizarrsten Filmplot in den Schatten.
„So viele Ebenen“ seien an diesem Drehtag in ihrem Kopf rumgegeistert – ihre eigene (Ost-)Vergangenheit, ihre Rolle (Alex’ Schwester Ariane), die Fernsehbilder, sagt die Schauspielerin Maria Simon im Making-of „Goodbye, Lenin!“ mit dem bei Truffaut entliehenen schönen Titel „Der Schmerz geht, der Film bleibt“. Jan Ole Gerster montiert Szenen vom Dreh und Interviewsequenzen mit den Beteiligten so gekonnt, das man fast vergisst, dass der Blick hinter die Filmkulissen mittlerweile zur oft uninspirierten Marketing-Pflichtübung geworden ist.
Arte zeigt heute nicht nur „Goodbye, Lenin!“ zum ersten Mal im Fernsehen, sondern hängt besagtes Making-of sowie rund zwei Stunden „Deleted Scenes“, herausgeschnittenes Material, an. Ganz schön viel Stoff!
Doch wundersamerweise funktioniert dieser etwas andere Themenabend, weil er den Film nicht marginalisiert, sondern aufwertet. Die „Deleted Scenes“ illustrieren ein Werkstattgespräch zwischen Regisseur Wolfgang Becker und seinem Kollegen Tom Tykwer, der Becker mit ein paar beherzten Schnitten an der Urversion half, sich nicht in Nebensträngen zu verzetteln.
Und das Making-of macht greifbar, wovon alle Beteiligten unablässig reden: dass Film Teamarbeit ist, bei der im Idealfall viele kleine Rädchen so perfekt ineinander greifen, dass etwas Großes daraus entsteht: Kunst. DAVID DENK
Arte, ab 20.40 Uhr